Ares und Umgebung
Um etwas Zeit zu sparen, und weil ich noch nach A Coruna möchte, werde ich auf der Reise nach Norden die Ría de Ferrol auslassen. Aber Ares liegt locker in Laufreichweite dorthin. Weil die Gegend auf dem Hinweg etwas zu kurz gekommen ist, wandere ich daher am Sonntag nach der Ankunft über die Landzunge nach Mugardos. Die Bucht, in der wir im September geankert haben ist diesmal relativ leer.
Der Ort ist gar nicht so heruntergekommen, wie ich am Anfang den Eindruck hatte. Insbesondere um den Hafen herum ist viel los in den ganzen Cafés und die Häuser sind gepflegt. Ich habe wohl im September die falsche Straßen gesehen.
Der Rückweg führt weitestgehend durch den Wald, wo die Spuren des Regens der letzten Tage noch zu sehen sind. Galizien ist ja insgesamt eine recht nasse Gegend, aber das Wasser kann meistens besser abfließen als von diesem Wanderweg. Trotzdem ist es schön hier!
Es fällt mir auf, daß die Vegetation hier im Norden des Cabo Fisterra noch nicht so weit ist wie südlich davon. Schön, wenn man mit dem Boot dem Frühling nach Norden folgen kann! An der Kirche von Lubre ist das Laub der Platanen noch ganz frisch.
Im kleinen Hafen von Ares kann man schön sehen, wie vielfältig die Boote in Galizien sind. Wo man in Holland in den Marinas eine weiße Yacht neben der anderen sieht, gibt es hier Boote, die die Viveiros bedienen, kleine bis größere Fischerboote, kleine Ausflugsboote und natürlich Segel- und Motorboote in unterschiedlichem Pflegezustand.
In der Capitaneria des Hafens finde ich eine Faltkarte und stelle fest, daß ich unbewußt gepilgert bin. Wenn ich das vorher gewußt hätte, hätte ich mir eine Jacobsmuschelschale ans Heck gehängt, aber jetzt lohnt das auch nicht mehr.
Die nächsten Tage wird das Wetter etwas wechselhaft, aber dafür gibt es tolle Sonnenuntergänge.
Die Hafenkatzen haben zum Glück genug umgedrehte Dinghys, unter denen sie trocken bleiben, wenn es regnet.
Westlich von Ares verläuft eine Steilküste zur Ría hin etwa in Richtung NW/SE. Ein Wanderweg schlängelt sich daran entlang und ab und zu gibt es Treppen zu Stränden unterhalb. Die Aussicht ist phänomenal und man kann von manchen Stellen aus A Coruna sehen.
Ich folge dem Weg nach Nordwesten und bin mal wieder beeindruckt von der hiesigen Vegetation.
Richtung Südosten liegen die Felsinselchen As Mirandas vor der Küste, die unbefeuert sind und um die man bei der Ansteuerung besser einen großen Bogen macht. Richtung Nordwesten geht der Blick direkt auf den Atlantik.
Ich laufe bis zum Punta de Santa Marina, wo Überreste einer kleinen Siedlung, einem Castro, zu finden sind. Die Lage ist auf diesem Vorsprung der Küste ziemlich exponiert, aber vermutlich gut zu verteidigen gewesen.
Auf dem Rückweg halte ich mich mehr im Landesinneren. Der Weg dort ist etwas bequemer und führt durch ein paar Dörfchen wieder nach Ares.
Rechtzeitig vor dem nächsten großen Schauer bin ich wieder zuhause. Das Bimini hält das meiste vom Regen ab.
Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne, aber heute bleibe ich in der näheren Umgebung. Ich bin im Hafen übrigens wieder einer von nur zwei Gästen und der erste, der das neue digitale Anmeldungssystem testen darf. Es funktioniert noch nicht ganz reibungslos, aber im Gegensatz zu anderen Gegenden herrscht hier eine angenehme Gelassenheit, und irgendwie finden meine Daten noch den Weg auf den Server. Überhaupt sind die Leute hier unheimlich nett und bieten mir auch an, mich zur Tankstelle mitzunehmen, um meine Kanister zu füllen. Von der Segellehrerin, die dort offenbar den Laden schmeißt, erfahre ich einiges über die in Galizien üblichen Regatta-und Schulungsjollen. Sie ist früher auch Europe gesegelt und freut sich zu erfahren, daß ich schonmal so eine Jolle repariert habe.
Am Mittwoch (16.4.) steht eine Wanderung zum Pena Beinadora auf dem Plan. Dieser liegt auf der Landzunge ganz im Westen zwischen den Rías von Ferrol und Ares. Mit 266 m Höhe ist er die höchste Erhebung in der Gegend. Etwas unterhalb des Gipfels liegt das Kloster Mosteiro de Santa Catalina de Montefaro. Es hat einen hübschen Garten vor dem Kloster und dahinter noch einen größeren Nutzgarten und ein paar Felder. An der Straße stehen einige Orangen- und Mandarinenbäume, bei denen ich davon überzeugt bin, daß die Früchte für hungrige Wanderer gedacht sind.
Von der alten Verteidigungsanlage, von denen es rund um die Landzunge mehrere gibt, hat man einen gigantischen Blick auf die Stadt Ferrol, die Ría und die Zufahrt. Unten am Wasser liegen die beiden Festungen Castelo de Palma im Süden und Castelo de San Felipe im Norden. Letzteres habe ich im September schon besucht.
Da Ferrol einer von Spaniens wichtigsten Marinestützpunkten war, ist die geschützte Zufahrt besonders gesichert gewesen und galt als uneinnehmbar.
Der Rückweg führt durch nun schon bekanntes Gebiet und ich schaffe es, zwischen den Schauern trocken zum Hafen zurückzukommen. Am Samstag, nachdem eine Kaltfront viel Wind und Regen gebracht hat, mache ich noch einen Spaziergang zur Steilküste und nehme eine Treppe nach unten. Der Seegang ist beeindruckend und die Steinformationen dort nicht weniger. Es gibt doch nicht nur Granit in Galizien.
Am Sonntag verlasse ich den Hafen mit Ziel A Coruna. Eine kurze Strecke nur, aber der Seegang, der sich mir nach Umrundung der Punta do Castelo entgegenstellt, ist mir zu heftig. Zumal er hinter dem Schutz des Riffs und vor der Küste noch wilder werden wird. Ich mache daher kehrt und ankere noch eine Nacht in der Bucht vor Ares. Am Sonntag hat sich der Seegang etwas beruhigt und ich motore nach A Coruna.
Der große Hafen mit der riesigen Mole, dem Turm der Verkehrszentrale und dem Castelo de San Antón ist spannend und abwechslungsreich. Als ich ankomme, sind die meisten Liegeplätze für Kreuzfahrtschiffe belegt. Zum Glück ist gerade so gut wie kein Verkehr. Ich spare mir, über Funk nach einem Liegeplatz zu fragen, denn letztesmal war das nur verwirrend und in der inneren Marina ist eh genug Platz, wie mir L. vorher mitgeteilt hat.
L. liegt hier seit einigen Monaten mit seinem Boot Heavenly Body und ich lerne auch M. und J. aus Finnland mit ihrem Boot Gipsy II kennen. M. hatte zufälligerweise auch ein Auge auf meine neue Naver 29 geworfen, aber aufgrund der Entfernung dann ein anderes Boot für zuhause gekauft. Beide hatten wie ich vorher ein 22-Fuß-Boot und sind jetzt auf 29 Fuß umgestiegen.
Ich nutze die große Stadt für ein paar Einkäufe. Meine Spanischkenntnisse sind jetzt etwas besser und ich kann mit dem sonderbaren Betreiber des Yachtbedarfsladens etwas besser kommunizieren und bekomme fast alles, was ich brauche. Ich mache mit J. auch ein paar Spaziergänge mit Kanistern zur nächsten Tankstelle - er für Gasoleo und ich für Gasolina, sollte man nicht verwechseln. Ich schaue mir auch ein paar Ecken der Stadt an, die ich beim letztenmal noch nicht gesehen habe, wie die Reste des Convento de San Francisco.
Die anderen wollen bald nach Süden aufbrechen und ich will weiter nach Norden. Eine Freundin von L. nimmt uns am Abend vor meiner Abreise mit zu einer traditionellen galizischen Zeremonie zur Reinigung des Geistes, wenn ich das richtig verstanden habe. Sie findet in einer kleinen Kneipe statt, die vermutlich kaum von Touristen frequentiert wird und beinhaltet allerlei Beschwörungen und brennende Getränke. Sicherlich von Nachteil vor der bevorstehenden langen Rückreise.
Am Morgen des 25. mache ich mich, nicht ganz frisch, auf den Weg nach ins 30 Meilen entfernte Cedeira. Darüber wird dann im nächsten Artikel berichtet werden...