Dieppe à pied
Dieppe ist ein hübsches Städtchen in einer interessanten Umgebung, wo es sich lohnt, ein paar Tage zu bleiben. Nicht zuletzt, um dem lokalen Wassersportladen einen Besuch abzustatten. Bereits direkt nach der Ankunft zeigt sich, daß Dieppe auch geschichtlich einiges zu bieten hat, denn im Hafen liegt gerade der Nachbau einer spanischen Galeone, der "Victoria", die an der ersten Weltumseglung beteiligt war. Immer wieder erstaunlich finde ich, daß die Schiffe damals deutlich kleiner waren, als man es sich von den Proportionen her vorstellen würde, denn sie waren auch relativ hoch gebaut. Es muß einiges an Umsicht und Erfahrung nötig gewesen sein, um mit so etwas um die Welt zu segeln.
Dieppe liegt im Tal des Flüßchens Arques, der hier in den Ärmelkanal, "La Manche", mündet. Die fantastische Steilküste, die "Côte d'Albâtre", besteht aus langen Abschnitten von Klippen, die immer wieder von Tälern durchschnitten werden, in denen die Küstenstädte oder -dörfer liegen. Ein Fernwanderweg GR21 verläuft entlang der gesamten Küste. Hier kann man einige Höhenmeter machen, aber der Weg ist ausgesprochen abwechslungsreich. Vom Strand geht es teilweise durch dichte Wälder oder entlang des Randes der Klippen auf über 100 m über dem Meer, von wo aus man eine fantastische Aussicht hat, und anschließend wieder hinab ins nächste Tal. Die Strände bestehen weitestgehend aus rundgeschliffenen Feuersteinen, die übrig bleiben, wenn die Kreide der bröckelnden Klippen sich aufgelöst hat.
Dieppe besitzt eine tolle alte Burg am westlichen Hang oberhalb der Stadt. Auch von hier aus hat man einen tollen Blick.
Am Tag nach der Ankunft ist es reichlich warm, deswegen packe ich endlich den Ventilator aus und installiere ihn. Für das Bimini ist es mir jetzt zu heiß, deswegen muß das noch ein paar Tage auf seine Montage warten. Der längliche Weg zum Wassersportladen ist leider vergebens. Pinnenpiloten sind nicht vorrätig und man ist auch nicht willens, einen zu bestellen. In die Marina könnte ich zwar eine Bestellung liefern lassen, aber die Shopsysteme legen mir Steine in den Weg, und die Lieferzeitenangaben machen die Sache auch unsicher. Schließlich will ich ja auch irgendwann weiter. Zunächst muß ich aber noch etwas auf Wind warten. Entweder genug aus Ost oder wenig genug aus West... Bis dahin sehe ich mir die Umgebung an. Im Osten der Stadt, oberhalb des Vorhafens, liegt eine hübsche Kirche auf der Klippe neben der Radarstation und man kann bis weit Richtung Tréport die Küste entlang schauen. Auch das Windradschiff von der Hinreise ist noch zu sehen.
Am folgenden Tag mache ich eine Wanderung nach Westen. Die bekannteste Geschichte von Arsène Lupin "L'Aiguille Creuse" spielt zum Teil in den Ortschaften westlich von Dieppe und die möchte ich mir gerne ansehen.
Das Wetter ist angenehm und ich laufe durch Pourville-sur-Mer und den Bois de Launay nach Varangeville-sur-Mer bis zur Kirche Saint-Valéry. Diese ist natürlich auf einem Vorsprung der Klippen gebaut, von aus man aufs Meer und die Küste entlang sehen kann. Ein Friedhof mit teilweise sehr alten Gräbern umgibt die Kirche.
Auch einige alte Chateaux gibt es hier und es fällt nicht schwer zu sehen, wo Maurice Leblanc seine Inspiration für die Geschichten her hat. Auf dem Rückweg nehme ich eine etwas andere Route und laufe durch Hautot-sur-Mer zurück nach Dieppe. Zum Glück gibt es bei den meisten Bäckern für kleines Geld gut belegte Sandwiches (meist ganze Baguettes!), sodaß ich mich hinterher nicht mit Kochen befassen muß.
Für Montag ist endlich halbwegs geeigneter Wind und gutes Wetter angesagt, zwar Wind von West, aber nur 3-4 Bft und vom Winkel her so, daß mit dem Strom ganz gutes Segeln möglich sein sollte. Ich bin ungeduldig, weiterzukommen und nach Fécamp sind es auch nur 35 NM... Daher für den nächsten Eintrag: Dieppe à Fécamp.
