Segeln mit Akka

Guernsey

Die Abfahrt ist für 0900 geplant, also muß ich nicht allzu hektisch frühstücken. Meine Bordzeit habe ich im Übrigen bei MESZ belassen. Es wäre doch etwas albern, für zwei kleine Inseln auf BST zu wechseln. Es soll etwas windig werden, deswegen lasse ich die Fock am Vorstag und binde schonmal das zweite Reff ins Groß. Im Hafen kann man das alles etwas ordentlicher machen als unterwegs. Kurz vor neun werfe ich dann die Muringleine los und mache mich auf den Weg. Vor der Ausfahrt fahre ich noch einige Kreise im ruhigen Wasser, damit der Autopilot seine Deviation abschätzen kann. Besonders sorgfältig geht das nicht, denn hier ist auch etwas Verkehr, auf den ich achten muß, aber ich rechne sowieso nicht damit, daß es viel Verbesserung bringt.
IMG_20240802_083509_Felsen Nach der Ausfahrt um die Untiefe in Verlängerung der Mole herum, drehe ich nach Westen in "The Swinge". Hier stehen erstmal ein paar heftige Wellen, sodaß ich schon Zweifel habe, ob meine Berechnungen ganz richtig waren, aber das ist nur hier, wo das Wasser schnell flach wird und der Schwell an der Mole reflektiert wird. Südlich der Insel Bourhan wird das besser. Etwa eine Stunde später ist auch schon die Westspitze der Insel erreicht und ich kann endlich einmal anständig segeln. Mit 4,5 kts geht es zügig voran. Guernsey ist auch schon bald in Sicht und mein Timing stimmt, denn andere Boote laufen jetzt auch aus Alderney aus und folgen mir. Gegen mittag kann ich das Groß ausreffen, denn der Wind läßt etwas nach.
Die Ansteuerung von Guernsey ist nicht ganz einfach, denn es gibt viel zuviele Leuchtfeuer, die nicht ganz einfach zu identifizieren sind, wenn es nicht gerade Nacht ist. Das GPS hilft, auch wenn aufgrund der vielen Felsen die Karte etwas überladen ist.
IMG_20240802_122852_Plotter Querab Platte Fougière frischt der Wind etwas auf und dreht mehr nach West, sodaß zwei Wenden nötig sind, um etwas nach Luv zu kommen. Im Little Russel steht dann auch plötzlich sehr viel Strom und es wird mir klar, daß das Fahrwasser nicht besonders breit ist. Also schnell die Segel weggepackt und mit Motor die letzten zwei Meilen gemacht. Die bessere Manövrierbarkeit ist nicht zu verachten, denn in Little Russel gibt es ein paar böse Felsen, die jetzt aber aus dem Wasser ragen und gut zu sehen sind.
IMG_20240802_123953_Tonne Zwischendurch baut sich durch den frischen Wind und den starken Strom dagegen kurz eine heftige Welle auf, die aber vor dem Hafen unmittelbar wieder aufhört. Das ist mir ganz recht so, denn vor der Einfahrt wird erstmal die Ampel rot, denn es ist eine Fähre von Herm im Anmarsch sowie eine Schnellfähre vom Festland. Gleichzeitig läuft ein Frachter aus. Da ist es angenehm, daß es nördlich des Hafens ein Gebiet mit ruhigem Wasser zum Warten gibt.
Im Hafen werde ich direkt zu einem Wartesteg dirigiert, denn der Hafen hat eine Schwelle, die dafür sorgt, daß bei Niedrigwasser etwas Wasser im Hafen bleibt. Daher muß ich mit einigen anderen Booten hier eine Weile darauf warten, bis genügen Wasser über der Schwelle steht und wir einfahren können.
IMG_20240803_110432_Schwelle Der Hafen ist leider längst nicht so malerisch wie der von Alderney, und auch die Stadt mag zwar ganz nett sein, aber es ist einfach viel zu voll. Ein krasser Unterschied zu Alderney - vermutlich der besseren Schiffsanbindung geschuldet.
IMG_20240802_182729_Hafen Den nächsten Tag nutze ich, um steuerreduzierten Sprit zu beschaffen. Dieser besitzt eine interessante tiefblaue Farbe und riecht ein bißchen wie AVGAS. Er verbrennt im Tohatsu aber ganz wunderbar und ist für Inselverhältnisse günstig. Nachdem der Regen durch ist, schaue ich abends noch etwas dem Treiben am Fährhafen zu. Im engen Hafen sind die Manöver nicht ganz ohne.
Weil für Sonntag (4.8.) mal wieder wenig Wind abgesagt ist, beschließe ich, das Fenster zu nutzen, und im Idealfall bis Roscoff durchzufahren. Das sind zwar über 70 Meilen, aber ich muß endlich weiter nach Westen kommen. Außerdem ist das nächste Wetterfenster noch eine Weile hin, und die Wartezeit verbringe ich lieber in der Bretagne als auf Guernsey...
IMG_20240803_191211_Fort Ich prüfe meine Berechnungen der Tide nochmal anhand der Tiefenanzeigen im Hafen und plane die Abfahrt für kur vor 0600. Dann sollte bei steigendem Wasser genug über der Schwelle stehen. Der Strom wird mich anfangs noch etwas bremsen aber am Vormittag auf West drehen und mir helfen. Eine Anfahrt bei Nacht ist zu erwarten, aber irgendwann mußte das ja mal passieren, und Roscoff ist relativ gut befeuert, also macht mir das keine großen Kopfschmerzen.
Nächstesmal also: Streckenrekord Guernsey - Roscoff.
IMG_20240804_050752_Ausfahrt