Segeln mit Akka

Les Sept Îles

Damit die Strecke nach Guernsey etwas handlicher wird, ist mein Ziel für den 28. Mai einer der Häfen in der Gegend der Sept Îles, gute 25 bis 30 Meilen weiter östlich. Die großen Rias von Tréguier und Lézardrieux sind vermutlich etwas zu weit und man muß recht weit ins Land hinein fahren, um einen Hafen zu erreichen. Ankerplätze weiter außen scheint es zwar zu geben, aber je nachdem, wie Wind und Seegang sind, kann es ungemütlich werden. Ploumanac'h wäre schön, aber den Informationen aus den Revierführern nach, ist der Hafen recht eng und kompliziert für Passanten. Perros-Guirec scheint am einfachsten zu sein, aber ich muß rechtzeitig ankommen, solange der Wasserstand noch hoch genug ist. Der Hafen ist von einer Mauer umgeben, die, ähnlich wie die Schwimmbecken in Roscoff, genügend Wasser im Hafen hält, damit die Boote nicht trockenfallen.
Die Tide sorgt erstmal dafür, daß ich mich erst am frühen Nachmittag auf den Weg machen kann. Der Wind ist recht frisch mit 4 Bft aus WSW und ich kann nach zehn Minuten unter Motor bereits segeln. Erstmal geht es unter Fock Richtung Osten, südlich der Trépieds vorbei. Wie vorhergesagt habe ich noch etwas Strömung gegenan, Akka macht aber immerhin über drei Knoten bei konfuser See mit über zwei Meter Dünung. Gegen 1600 biege ich nach Nordosten ab und setze das Großsegel erst im zweiten Reff, aber bald setze ich es voll, denn der Wind nimmt auf 3 Bft ab. Ich übe mich in Geduld und sehe zu, wie der Strom langsam vorteilhafter wird. Um 1700 sind es schon 4,5 kts über Grund.
Leider wird der Wind noch schwächer, sodaß ich die Fock wegnehme und mit dem Groß mittschiffs unter Motor weiterfahre. So schlagen die Segel im üppigen Seegang nicht so sehr. Entlang der Küste NW von Trébeurden nimmt der Strom dann mächtig zu. Um 1800 notiere ich 6,5 kts über Grund auf Ostkurs; später sind es sogar 8 Knoten, von denen sicherlich drei von der Strömung kommen.
Die Einfahrt nach Ploumanac'h ist von Felsen umgeben, schwer zu sehen, relativ schmal und noch dazu quer zum Strom. Akka rauscht daher schnell daran vorbei, mit dem Ziel, Perros-Guirec noch vor Toresschluß zu erreichen. Ich überlege noch kurz, vor dem Plage de Trestrahou zu ankern, aber dort steht noch zuviel Dünung und große Ausflugsboote scheinen dort viel Verkehr zu machen. Deswegen umfahren wir die Halbinsel auf der die Stadt liegt und steuern nach Süden Richtung Hafen. Um 1930 liegt Akka festgemacht im Bassin à flot und ich kann mich etwas umsehen.
IMG_20250529_130218_Bassin a flot
Am nächsten Tag muß ich Wäsche waschen, aber leider gibt es am Hafen keine Lavanderie. Deswegen muß ich einmal über den Hügel bis nach Trestrahou laufen. Immerhin kann ich die Gelegenheit nutzen, und mit die dortige Bucht ansehen. Zum Ankern wäre es für eine Nacht vielleicht brauchbar gewesen, aber für einen längeren Aufenthalt herrscht dort zuviel Schwell.
IMG_20250529_105929_PLage de Trestrahou
Auf dem Rückweg komme ich an einer imposanten Kirche vorbei.
IMG_20250529_123333_Kirche in Perros Guirec
IMG_20250530_101043_Kirche in Perros Guirec
Der Ort und die Gegend um die Marina herum sind ganz hübsch. Es ist schon offensichtlich, daß hier in der Hochsaison sehr viel los sein wird. Die Zufahrt zum Hafen ist während des Niedrigwassers auf mehreren Meilen trockengefallen. Die Boote an den Murings, die gut belegt sind, liegen alle auf dem Trockenen.
IMG_20250529_130159_Trockene Zufahrt
IMG_20250529_153059_Trockengefallene Boote
Jetzt kann man auch schön das Bauwerk der Hafeneinfahrt betrachten. Bei Hochwasser ist davon nur sehr wenig zu sehen. Sieht kompliziert aus, aber wenn man zwischen den roten und grünen Baken bleibt, und die Wassertiefe über der Schwelle ausreicht, gibt es keine Probleme. Über die Hafenmauer kann man wohl auch fahren, aber dann muß man schon genau wissen, wie hoch das Wasser steht.
IMG_20250529_153738_Hafenmauer Perros Guirec Ganz in der Nähe des Strandes gibt es einen kleinen See mit einem Port Miniature, an dem man kleine Schiffe mieten kann, um damit ein wenig Seefahrt zu spielen.
IMG_20250529_152522_Port miniature
Am Freitag, den 30.5. mache ich einen Ausflug nach Ploumanac'h. Wenn ich schonmal in der Nähe bin, will ich wenigstens auch etwas von der Rosa Garnitküste sehen. Außerdem interessiert mich, wie kompliziert der Hafen wirklich ist. Auf dem Weg dorthin komme ich an einem kleinen Waschhaus vorbei, das denen in Galizien ähnelt.
IMG_20250530_093734_Waschhaus
Der Hafen und das Städtchen sind putzig, aber ich bin froh, daß ich nicht mit Akka hier hinein gefahren bin. Die Zufahrt ist zwar gut betonnt, aber man muß sehr auf den Tiefgang achten und muß dann in dem kleinen natürlichen Hafenbecken eine Besuchermuringboje finden. Nichtmal vom Ufer aus kann ich erkennen, wo die liegen sollen, obwohl ich vorher im Revierführer nachgesehen habe. Aber hübsch ist es schon, zumal gerade ein kleiner Gaffelkutter mit Toppsegel aus dem Hafen kreuzt.
IMG_20250530_103602_Ploumanac'h Hafen
Hier die schmale Hafeneinfahrt, wo sich auf die Schwelle befinden muß, die dafür sorgt, daß bei Niedrigwasser der Hafen nicht ausläuft.
IMG_20250530_103809_Hafeneinfahrt Ploumanac'h
Und hier die äußere Zufahrt zum Hafen, zwischen allerlei Felsen hindurch.
IMG_20250530_104549_Zufahrt nach Ploumanac'h
Der Rückweg führt an der Küste entlang, von wo aus man eine schöne Aussicht hat. Der Pfad ist allerdings schmal und offenbar ist heute ein Feiertag, denn es ist unheimlich viel los. Ein heftiger Gegensatz zu meinen einsamen Wanderungen in Galizien!
Am Abend verlege ich Akka vor den Hafen in tieferes Wasser. Rechtzeitig bevor das Tor geschlossen wird, fahren wir die zwei Meilen unter Motor zu einer Warteboje, an der man kostenlos festmachen darf, um zum Beispiel die Toröffnung abzuwarten. Ich habe die Gelegenheit im Hafen nochmal genutzt, um 10 Liter Sprit zu holen, denn viel Wind ist für die Strecke nach Guernsey nicht vorhergesagt. Das Wetter ist auch jetzt schon sehr ruhig als ich den Hafen verlasse.
IMG_20250530_201549_Rote Bake
An der Boje liege ich recht gemütlich während die Sonne hinter dem Ort untergeht.
IMG_20250530_213402_Halbinseln Gegenlicht
Nachts werde ich allerdings nochmal wach, weil aus der Ferne Motorengeräusch immer lauter wird und ein helles Licht größer wird. Aus der Nähe erkenne ich dann, daß dort ein Segelboot von einem Seenotrettungsboot der SNSM abgeschleppt wird. Vermutlich hat es einen Motorschaden und es wird von den Rettern an einer der Wartebojen festgemacht, um die Nacht dort abzuwarten und am nächsten Morgen in den Hafen geschleppt werden zu können.
Ich hingegen lege mich nach der ganzen Aufregung wieder hin und versuche, noch etwas Schlaf zu bekommen. Am nächsten Morgen geht es kurz vor Sonnenaufgang los Richtung Guernsey...
IMG_20250531_055910_Abfahrt nach Guernsey