Muros - Muxía - Laxe - Ares
Bei der Abfahrt aus Muros habe ich noch nicht entschieden, ob ich bis Muxía durchfahre, was knapp 40 Meilen bedeutet, oder nur bis Fisterra. Es ist wenig Wind vorhergesagt, dafür aber Strömung nach Nord, was nach meinem Verständnis hier eher selten ist. Später im Frühling, wenn sich das Azorenhoch ausgebildet hat und der Nortada weht, folgt die Strömung auch irgendwann dem Wind und setzt nach Süden.
Bei herrlichem Sonnenschein verlasse ich die gastfreundliche Marina unter Motor und setze in der Gegend des Leuchtturms das Groß zum Stützen.
Südlich der Punta Queixal macht sich der Schwell eines Sturmtiefs weit draußen auf dem Atlantik bemerkbar. Bestimmt zwei Meter hoch sind die Wellen, was immer noch Eindruck macht. Inzwischen komme ich mit dem Geschaukel aber besser klar und habe das Groß entweder mittschiffs oder mit dem Bullenstander auch auf anderen Kursen besser im Griff. Das Cabo Fisterra kommt gegen Mittag in Sicht.
Der Strom schiebt mit über einem Knoten und ich kann den Motor etwas drosseln und immer noch fünf Knoten halten. Es ist praktisch kein Verkehr hier außer einem Fischerboot, das südlich des Kaps unterwegs ist. Delphine begleiten mich. Bald wird mir klar, warum sie auch auf dem Weg zum Kap sind.
Vor dem Kap ist ein riesiger Schwarm Tölpel unterwegs. Ich bin mir nicht sicher, ob man von Schwarm sprechen kann, denn es sieht nicht sonderlich organisiert aus, was die da treiben. Auf jeden Fall wird kräftig gejagt und ich frage mich, wie sie das ohne Kollisionen schaffen. Immerhin stürzen sich die Vögel aus bestimmt 50 Metern Höhe annähernd senkrecht ins Meer und bei der Menge an Tieren sind sie nah beieinander. Es sind sicherlich einige hundert, die hier unterwegs sind. Meine Begleiter haben sich derweil einer Gruppe Delphine angeschlossen, die offenbar den Fischschwarm umkreist, den die Tölpel bejagen. Deswegen sind hier auch so viele! Ich vermute, es sind Thunfische, die das gar nicht lustig finden und teilweise in größeren Gruppen aus dem Wasser springen und versuchen zu fliehen. Ich umfahre das Spektakel sicherheitshalber...
Dann ist erstmal eine Weile nicht viel zu tun...
Nachdem ich das Kap passiert habe, kommt auch etwas Wind auf, den ich mit ausgestelltem Groß nutzen kann. Ich habe entschieden, bis Muxía weiterzufahren. Immerhin mache ich inzwischen 5,5 Knoten und das muß genutzt werden. Nördlich des Kaps wird der Wind entlang der Küste auch stärker, was hier nicht ungewöhnlich ist, und folgt der Küstenkontur am Cabo Tourinan vorbei.
So schiebt er mich bis zum Punta da Barca, der Spitze direkt nördlich von Muxía. Diesmal fahre ich aber an der Stadt und ihrem Hafen vorbei.
Stattdessen fahre ich noch ein Stückchen weiter in die Ría hinein zur Ensenada de Merexo, wo ich zwei Nächte ankern werde.
Die Landschaft ist herrlich und das Wasser schön klar. Ich nutze die Gelegenheit, rund ums Boot Platz zu haben und reinige die Wasserlinie und einen Teil des Unterwasserschiffs. Das Wasser ist allerdings ganz schön kalt - zum Glück kann ich mich hinterher in der Sonne schnell wieder aufwärmen.
Am Mittwoch fahre ich dann rüber in den Hafen von Muxía.
Der Hafen ist so leer wie letztes Jahr, aber es ist auch noch früh in der Saison und aus unerfindlichen Gründen fahren viele Yachten lieber nach Camarinas. Mir gefällt es hier aber bestens - die Leute sind freundlich und hilfsbereit und günstig ist es auch.
Nach der Anmeldung bei der Capitaneria, die gleichzeitig Verkaufsraum der Shelltankstelle ist, steht als erstes eine Motorwartung auf dem Programm. Er ist jetzt beinahe 100 h seit der letzten Wartung gelaufen und die nächste ist fällig. Mit einer Holzlatte überm Cockpit kann ich den Motor gut fixieren und ohne Sauerei Öl ablassen (sicherheitshalber sind alle Cockpitöffnungen verschlossen). Zündkerzenwechsel und Einstellen des Ventilspiels sind schon Routine. Ich lasse den Impeller der Kühlwasserpumpe diesmal in Ruhe, denn bei den letzten Kontrollen waren nie Verschleißspuren oder gar Risse im Gummi zu sehen, sodaß ich ihm weitere 100 Stunden zutraue.
Ein Rundgang durch die hübsche Stadt folgt. Es ist beeindruckend, wie die Atlantikdünung um die Landzunge herumkommt und sich auf den Felsen bricht. Im Hintergrund ist Cabo Vilán zu sehen.
Muxía ist noch abgeschiedener als Muros, aber auch toll gelegen und einfach eine nette Stadt.
Direkt neben dem Hafen ist ein hübscher Strand, bei dem ich kurz schwimmen gehe, weil es so warm ist. Eine ältere Frau erzählt mir auf Galizisch, daß das Wasser ja schon sehr angenehm warm sein, aber dem kann ich nicht zustimmen. Man muß schon dran gewöhnt sein.
Am Donnerstag ist wieder bestes Wetter und ich mache mich nochmal auf zum Río Negro, um nachzusehen, ob der Bohlenweg inzwischen fertig repariert ist. Am Strand der Ensenada de Merexo vor dem ich vorher geankert hatte, kommt ein Hund mit einem Tannenzapfen vorbei, der unbedingt geworfen werden muß (der Tannenzapfen), also mache ich ihm die Freude. Bis zum Flüßchen folgt er mir dann aber doch nicht, weil er zwischendurch von anderen interessanten Dingen abgelenkt wird.
Zum Glück ist gerade Niedrigwasser. Ich hatte vergessen, daß der Weg am Unterlauf bei Hochwasser unpassierbar ist. Ich folge dem Flüßchen zum Ort Os Muinos (Die Mühlen), ein passender Name.
Eine flauschige Katze hat sich auf einer alten Mauer breitgemacht und verlangt, gestreichelt zu werden. Dem komme ich natürlich gerne nach, aber bald muß sie mich wieder gehen lassen.
Der Feigenbaum, an dem ich mich im September bedient habe, trägt leider noch keine reifen Früchte, aber ich habe diesmal etwas mitgenommen. Unterwegs Richtung Muxía komme ich wieder am Monastero de Moraime vorbei, das heutzutage ein Pilgerhostel ist.
Diesmal laufe ich nicht oben am Berg entlang sondern erstmal zum großen Strand Praia de Lourido. Dieser liegt sehr abseits und wird wohl hauptsächlich von ein paar Gästen eines dezenten Edelhotels am Berghang frequentiert.
An der Küste entlang erreiche ich wieder die Stadt, natürlich nicht ohne auf dem Weg diverse Jacobswegpilger zu treffen. Die Kapelle der Senora de Barca (Bootsfrau?) ist das Ende eines der vielen Jacobswege in dieser Gegend und wird auch von größeren Reisegruppen per Bus angefahren.
Abends verfüttere ich noch meine restlichen Leckerlies aus Cangas an die Hafenkatzen.
Eigentlich hatte ich geplant, am Samstag in einem Stück nach Ares zu fahren, aber am Freitagnachmittag sieht das Wetter dann doch ganz anständig aus, um zumindest bis nach Laxe zu kommen. Der Wind ist im Hafen deutlich schwächer als vorhergesagt, um nicht zu sagen kaum vorhanden.
Erst setze ich das nur das Groß, später kommt die Genua dazu, weil Wind aufkommt. Aber schon am Cabo Vilán frischt der Wind auf bis locker 5 Bft und ich packe das Groß wieder weg. Ganz schön mühsam ist das, denn der Seegang ist hier ziemlich konfus und kräftig.
Immerhin ist es nicht besonders weit bis Laxe und hinter einigen Kaps, die ich schnell passiert habe, wird es etwas ruhiger. Die Bucht von Laxe wird zwar vom Wind auch erreicht, aber dafür liegt mal hier unter Land ohne Schwell.
Der Ort Laxe sieht nett aus, aber ich will am nächsten Morgen gleich weiter, und dafür mache ich mir nicht die Mühe, das Kayak aufzupusten. Ein anderer Einhandsegler mit der Yacht "Bay of Islands" aus Frankreich ist mein Nachbar und wird morgen auch nach Ares weiterfahren.
Am Morgen hat der Wind nachgelassen und weht noch mit 1-2 Bft aus Nordwest. Dazu gibt es tiefe Wolken und leichten Nieselregen, der aber nach einem Schauer zum Glück vorbei ist. Zumindest gilt das für die See vor der Küste. Über den Bergen am Ufer sehe ich den ganzen Tag über Regen.
Gegen Mittag motore ich gemütlich an den Islas Sisargas vorbei. Sicherheitshalber außenrum - nach dem wilden Seegang gestern muß ich das nicht auch noch zwischen den Felsen dort haben, auch wenn es heute ruhiger ist.
Richtiges Segeln ist es nicht, aber ich setze das Groß und zweitweise die Genua, solange es sich lohnt. Der Torre de Hercules bei A Coruna kommt am frühen Nachmittag in sich, soweit es der Dunst zuläßt. Ich bin froh, daß die Sicht auf See doch recht anständig ist, auch wenn kaum Verkehr ist.
Ursprünglich hatte ich vor, in der Ensanada de Mera zu ankern, aber da ich noch fit bin und gut vorankomme, peile ich direkt Ares an. Gegen halb fünf biege ich in die Ría de Ares ein, wo ein deutsches Frachtschiff vor Anker liegt. Ich sehe aber niemanden an Bord, dem ich winken könnte.
Kurz darauf umrunde ich die Klippen südwestlich des Ortes Ares und der Hafen und die Ankerbucht kommen in Sicht. Zwischen den ganzen Muringbojen ist es etwas schwierig, die Orientierung zu behalten und gleichzeitig auf die Tiefe zu achten, aber ich finde einen schönen Platz zum Ankern.
Am nächsten Morgen fahre ich dann in den Hafen, wo ich ein paar Tage verbringen werde...