Nördliche Bretagne
Das Wetter ist an diesem letzten Sonntag im Mai recht angenehm. Leicht bewölkt, aber trocken und nicht zu warm (was für die Bretagne auch ungewöhnlich wäre). Ich nutze daher die Gelegenheit, mir ein bißchen die Beine zu vertreten. Nach dem Frühstück geht es zunächst den Hügel hoch, wo früher ein Semaphore für die optische Telegraphie stand. Von hier aus hat man einen schönen Ausblick über die Ansteuerung nach L'Aber Wrac'h, und zur kleinen Insel Malouine, an der ich am nächsten Tag vorbeifahren und etwas abkürzen möchte. Das Fahrwasser dort ist recht schmal, aber für Akka sollte das kein Problem sein.
Es geht weiter an der Küste entlang nach Westen. Der Frühling ist in vollem Gange und überall blüht etwas.
Es ist gerade Niedrigwasser und der Grund der Baie des Anges sieht relativ trocken aus. Die Idee, die Bucht zu queren ist keine besonders gute, wie sich nach ein paar hundert Metern zeigt, aber glücklicherweise sind die Schuhe dicht! Den Schlamm kann ich auf dem Rückweg wieder ablaufen.
Ich stelle wieder einmal fest, daß die Halbinsel im NW von L'Aber Wrac'h doch größer ist als erwartet. Auf dem Rückweg komme ich noch an einigen sehr schönen Gärten vorbei.
Über Landeda, wo ich noch kurz im Supermarkt reinschaue, geht es zurück zu Akka.
Am nächsten Tag kann ich ausschlafen, denn die Strömung kentert erst gegen Mittag. Um 1215 mache ich die Leinen los und fahre den Aber hinab zum Chenal de la Malouine. Das kleine Fahrwasser ist recht ruhig und mit Halbwind kann ich auch schon die Fock auspacken. Als ich aus dem Schutz der imposanten Felsen herausfahren, wird es kurz schaukelig, denn vom Atlantik her kommen gute zwei Meter Dünung angerauscht. Etwas entfernt von der Küste und mit achterlichem Wind von 3-4 ist es aber gut auszuhalten - kein Vergleich mit dem Hinweg!
Der Strom macht sich schnell nützlich und ich kann einige Stunden mehr als 6 Knoten über Grund verbuchen. Um 1700 bin ich noch etwa eine Meile westlich der Nordkardinale Basse Plate, die an der Einfahrt zum Fahrwasser südlich der Ile de Batz steht. Es ist etwas aufregend, mit der hohen Dünung und dem letzten Strom in das schmale und kurvige Fahrwasser einzufahren, aber die viele Felsen vor der Einfahrt brechen die Wellen und nach kurzer Zeit ist die See ruhig. Eine Stunde später bin ich am östlichen Ende des Fahrwassers und passiere die Südkardinale Ar Chaden. Von hier aus ist es nur noch ein kurzes Stück zur Marina von Roscoff.
Die Capitainerie hat schon zu, aber es sind genug Leute unterwegs, die den Code zur Steganlage wissen - eine gute Gelegenheit, die französischen Zahlen zu lernen. Beim Festmachen am Gästesteg hilft mir ein freundlicher Segler, der in den nächsten Tagen auch zu den Kanalinseln möchte und wir tauschen uns über die besten Route und geeignete Häfen unterwegs aus.
Auch hier spielt mir das Wetter wieder in die Karten. Am Dienstag ist es sehr windig, weswegen ich einen Tag für Landgang nutzen kann. Das Niedrigwasser ist immer noch am Vormittag als ich am alten Hafen vorbeikomme, weswegen die Schiffe alle auf dem Trockenen liegen.
Die Farben sind alle etwas beige bei den tiefstehenden Wolken. Kein Wunder, daß man in der Bretagne so schöne Gärten zum Kontrast hat!
Um die Kirche herum gibt es in der Altstadt allerhand hübsche alte Gebäude.
In der Bucht neben der Stadt wurden ein paar Becken angelegt, die sich bei Hochwasser mit Seewasser füllen, um es auch bei Niedrigwasser zu ermöglich zu schwimmen, oder wenigstens zu baden. Vermutlich wird das Wasser darin bei Sonnenschein auch etwas wärmer als die See.
Nur bei Hochwasser zu benutzen ist dagegen dieser Sprungturm. Eine Markierung zeigt an, wann eine sichere Wassertiefe erreicht ist.
Mein Plan, im großen Supermarkt einkaufen zu gehen, zerschlägt sich, denn hat seit letztem August zugemacht. Darum muß ich nochmal zurück in die Stadt, wo es zumindest noch einen kleinen gibt. Auf dem Rückweg kürze ich ein bißchen ab und nehme den Weg über die alten Bahngleise. Für Züge ist hier eh kein Durchkommen mehr.
Auf dem Hinweg war ich direkt von Guernsey hierher gekommen, aber die Strecke war dann doch etwas lang. Außerdem hatte ich die Côte du Granite Rosé verpaßt. Das soll mir auf dem Rückweg nicht wieder passieren. Ich plane daher, Ploumanac'h oder einen der Häfen oder Ankerbuchten in der Umgebung anzulaufen - je nachdem wie gut ich vorankomme. Das wird aber Thema des nächsten Artikels sein!