Segeln mit Akka

Pause in Brest und Verlegung nach Camaret

In Brest sehe ich auf dem Weg zur Capitainerie, daß die beiden Australier aus Schweden mit der 2Easy II bereits am Nachbarsteg festgemacht haben. Sie erzählen später, daß sie vom Autorouting ihrer Navigationssoftware innen an der Küste entlang geführt wurden. Der Weg war mir zu heiß gewesen, denn die Literatur empfiehlt detailliertes Kartenmaterial und einen speziellen französischen Revierführer. Die Strecke führt ähnlich wie an der Île de Batz zwischen vielen Felsen hindurch, nur wesentlich länger. Die Abkürzung scheint sich aber zeitlich durchaus gelohnt zu haben. Akka liegt jetzt vor einem Kat von 55 Fuß Länge, auf dessen Fläche sicherlich sechs bis acht Yachten von Akkas Größe liegen könnten.
IMG_20240811_170152_Akka und Dickschiff Am nächsten Tag ist zwar Sonntag, aber ich möchte es hinter mich bringen, und der Motor hat es verdient; deswegen wird er nach dem Frühstück erstmal aus seinem Schacht gezogen und auf einem Balken über dem Cockpit befestigt. Noch ist es einigermaßen kühl, aber es soll später heiß werden, deswegen fange ich lieber gleich an.
IMG_20240811_170202_Motor Erstmal muß der Bewuchs abgewaschen werden. Zum Glück ist das keine große Sache, aber der Motor ist ja auch erst seit sechs Wochen im Salzwasser. Vielleicht wäre es eine gute Idee, ein Stückchen den Fluß, der hier um die Ecke mündet, hinaufzufahren, um allen Salzwasserlebewesen, die an Akka kleben, einen Schreck einzujagen, damit sie loslassen. Aber das ist mir doch zuviel Aufwand...
Der Motor ist also bald wieder sauber, das Cockpit dafür dreckig. Solange noch alles naß ist, lege ich den Schlauch zum Boot und wasche alles ab - das tut auch Akka gut und wo ich schon dabei bin, fülle ich den Wassertank. Die anschließende Wartung ist schon fast Routine. Der Impeller der Wasserpumpe wird gewechselt, die Anode erneuert, das Motoröl und die Zündkerze getauscht. Das Ventilspiel des Auslaßventils ist an der oberen Toleranz, deswegen stelle ich das auch neu ein. Beim anschließenden Aufräumen und Saubermachen fällt mir ein kleiner Paßstift auf, der im Cockpit herumliegt. Der kommt mir bekannt vor, und gleich fällt mir ein, daß der zwischen Antriebswelle und Wasserpumpe gehört - ohne den dreht sie sich nicht! Also muß das Bein vom Motor nochmal ab. Zum Glück geht das fix.
Am nächsten Tag gehe ich mit D. vom Nachbarboot zum lokalen Bootsbedarf, der wirklich ein gutes Sortiment hat. Zum Glück führt er auch das Außenborder-Antifouling, das ich suche. Damit wird der Motor und Propeller hinterher noch lackiert, damit sich nicht so schnell neuer Bewuchs bildet. Zwei weitere Spritkanister bringen Akkas Vorrat jetzt auf rund 50 Liter. Das sollte mir auf der Biskaya im Falle von Flaute etwas weiterhelfen. Die verbauten Ersatzteile für den Motor stocke ich beim hiesigen Außenborderschrauber wieder auf. Ganz erstaunlich, daß die alle Teile sofort parat haben!
Nach zwei weitere Tagen in Brest, in denen der Motor wieder eingebaut, Postkarten gekauft, Postämter gesucht und gefunden und beim besten Bäcker in Moulin Blanc eingekauft wird, ist es an der Zeit, für eine bessere Ausgangsposition Richtung Südwesten nach Camaret-sur-mer zu verlegen. Am Mittwoch ist schöner Nordwind angesagt, Hochwasser ist um 1200, also beste Bedingungen für einen entspannten Segeltag.
IMG_20240814_120100_Ausfahrt Nach der Umrundung der Mole unter Motor entrolle ich die Fock und kann tatsächlich den ganzen Rest der Strecke segeln! Richtung Westen im Lee der Stadt ist der Wind sehr unstetig, aber immer mal wieder gibt es neuen Schwung, der mich voranbringt. Im Goulet hilft die Strömung ein bißchen, aber der Wind ist zwischen den hohen Hügeln nicht unbedingt günstiger. Irgendwie geht es aber vorwärts, und bald kann ich mit gesundem Abstand zum Pointe des Capucins nach Süden abbiegen.
IMG_20240814_135803_Pte des Capucins Jetzt weht der Wind recht ungehindert aus dem Norden heran und mit der Fock komme ich schnell voran. Nach Camaret sind es nur noch ein paar kurze Meilen. Zum Glück finde ich auf der Innenseite einen Liegeplatz genau in Akkas Größe, sodaß ich mich nicht mit den ganzen Dickschiffen zwischen den Stegen tummeln muß.
IMG_20240814_150953_Port Vauban Die Schwimmstege, aus denen der ganze Hafen besteht, sind hier nicht an festen Dalben abgebracht, sondern mit dicken Ketten am Boden und an der großen Mole vertäut. Dadurch ist die ganze Anlage aber ziemlich flexibel und die Gelenke quietschen fast permanent (außer sie sind durch Regen geschmiert). Man gewöhnt sich aber schnell daran. Auf dem Kopf des langen Damms, der vom Ort hierher führt, steht der große Tour Vauban - eine Verteidigungsanlage aus dem 17. Jahrhundert.
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IMG_20240814_211000_Tour Vauban Dahinter gibt es eine hübsche kleine Schifferkirche, auch aus derselben Zeit.
IMG_20240814_201103_Kirche Und unmittelbar daneben ist der lokale Schiffsfriedhof, an dem sechs alte Fischerboote aus Holz langsam zerfallen. Eines liegt hier offenbar noch nicht sehr lange. Es ist gerade Nippzeit und schwer vorstellbar wie die Schiffe so weit aufs Trockene gekommen sind, aber bald ist Vollmond, dann wird das offensichtlich.
IMG_20240814_202504_Schiffsfriedhof Weiter westlich liegt der innere Hafen von Camaret. Hier liegen hauptsächlich die Boote der Einwohner, dazu gibt es noch diverse Muringbojen. Bei Springtide bleibt hier nur noch in der Mitte genug Wasser stehen, weswegen die Zugangsstege relativ lang sind.
IMG_20240814_210836_Innerer Hafen Im Hafen ist die Rede davon, daß für Freitag und Samstag ein mögliches Wetterfenster für die Biskaya in Aussicht ist. Ich behalte das im Auge, muß aber erstmal eine genauere Planung machen und überlegen, wie die beste Strategie ist, um in möglichst kurzer Zeit mit möglichst wenig Motoreinsatz und möglichst viel Puffer gegenüber schlechtem Wetter nach Spanien zu kommen. Abgesehen davon gibt es hier auch einiges zu sehen und es ist noch nicht zu spät im Jahr, deswegen lasse ich es ruhig angehen...
IMG_20240814_211753_Leuchtfeuer