Pontevedra und Aufenthalt in der Ría de Arousa
Nachdem das Wetter es auf dem Hinweg nicht wirklich erlaubt hatte, erkunde ich diesmal auch die Gegend im Westen der Stadt. Durch ein paar Wohngebiete, die am Berghang liegen, erreicht man den Parque Arqueolóxico da Caeira, in dem es eine Vielzahl von Mustern und Figuren, die in der Bronze- und Eisenzeit in den Fels gezeichnet wurden, gibt. Auf der anderen Seite des Berges kommt man in die Gegend von Combarro, wo im Ortsteil A Seca ein Bach in die Ría mündet, an dem sich einige alte Mühlen finden.
Für den Rückweg nehme ich den Wanderweg am Ufer entlang. So kann ich mir die Mündung des Río Lerez auch mal von der Landseite aus ansehen. Auf dem Weg gibt es Reste einer sehr alten Muschelzuchtanlage. Hier wurden Mauern ins Meer gebaut, die Becken bilden und bei Bedarf mit Hilfe der Gezeiten geflutet oder entleert werden konnten, um bequem Muscheln ernten zu können.
Natürlich hat auch Pontevedra eine große Katzenpopulation, von der mich ein besonders extrovertiertes Exemplar schon aus großer Entfernung ruft. Leider habe ich keine Leckerlis dabei...
Am 11. März mache ich mich bei anständigem Wetter wieder auf die Reise. Erst geht es den Fluß hinunter, durch die zwei Brücken und auf die Ría, südlich an der Illa de Tambo vorbei.
Bald kann ich raumschots mit Kurs 245° und teilweise gerefftem Groß plus Genua an Sanxenxo und Porto Novo vorbei segeln. Im Lee der Hügel in der Nähe der Mündung ist der Wind recht unbeständig und schwankt zwischen 2 und 5 Bft.
Um 1300 bin ich schon nordöstlich der Illa de Ons, wo ich eigentlich auch einmal ankern wollte und dafür auch die nötige Genehmigung habe. Aber das Wetter ist mir zu unbeständig dafür, deswegen geht es direkt in die Ría de Arousa. Zwischen der Halbinsel O Grove und der Illa de Sálvora im Canal Principal muß ich kreuzen und habe offenbar auch etwas Strom gegenan. Der Motor hilft schließlich ein bißchen und ich mache 3 kts Fahrt über Grund. Um 1715 liegt Akka vor Anker in der Ensanada de St. Uxía de Ribeira, wo ich im September schon einmal war.
Der Wind schläft nachts komplett ein, was leider dafür sorgt, daß Akka sich quer zum leichten Schwell legt und rollt. Keine besonders ruhige Nacht also. Deshalb mache ich mich am nächsten Vormittag auch wieder auf dem Weg und fahre bei sehr wenig Wind unter Motor in die Ensanada de Boiro. Das Wetter ist schön, wenn auch etwas frisch, und es sind einige Fischer hier mit kleinen Booten unterwegs. Ich muß einige Felder von Viveiros umfahren, denn die Ría de Arousa ist voll davon! Im Hintergrund sieht man die Berge der Serra do Barbanza, die teilweise über 600 m hoch sind.
Die Ankerbucht ist diesmal bis auf Akka völlig leer. So früh in der Saison scheint hier noch niemand sonst vorbeizuschauen. Auswärtige Yachten habe ich ohnehin noch kaum welche gesehen. Gegend Abend zieht Südwestwind auf, der nachts noch stärker wird. Dadurch kann Akka den kurzen Wellen besser die Stirn bieten und liegt deutlich ruhiger.
Am nächsten Morgen verhole ich aber in den kleinen Hafen von Escarabote beim Club Náutico Deportivo de Barrana. Mit 8 EUR pro Nacht in der Nebensaison ist der Preis unschlagbar. Die Anlage ist außerdem ganz neu renoviert und die Hafenmeisterin ausgesprochen freundlich. Sie druckt mir sogar einige Dokumente aus und beschreibt mir den Weg zur nächsten Post. So ganz läßt einen die Bürokratie zuhause ja doch nicht los...
Am Hafen kann man wieder einmal deutlich sehen, wie sauber das Wasser hier ist und warum es soviele Muschelfarmen gibt. Auch ohne Hilfe, wachsen die Muscheln hier haufenweise. So zum Beispiel an ungepflegten Booten und den Dalben der Hafenanlage.
Den Freitag nutze ich, um bei schönem Wetter ins Gebirge zu wandern. Zunächst muß eine Hügelkette am Ortsrand und ein Fluß, der komischerweise auch Río Lérez heißt, überquert werden. Eine robuste Brücke aus Granit ermöglicht letzteres.
Der Weg zum Gipfel ist recht lang und es ist für Mitte März schon reichlich warm. Außerdem lasse ich auf etwas halber Höhe den Eukalyptuswald schon hinter mir und muß in der Sonne laufen. Das liegt nicht etwa daran, daß hier die Baumgrenze erreicht ist, sondern an einem großen Waldbrand, den es hier vor ein paar Jahren gegeben hat. An den Rändern der baumlosen Hänge kann man noch verkohlte Bäume sehen. Die Gipfel sind aber sowieso blank, bis auf ein paar Reihen Windräder, die hier einen idealen Standort haben.
Die Aussicht auf den Atlantik und die Ría ist phänomenal. Die Kamera kann das leider nur ansatzweise wiedergeben. Halbwilde Pferde und ein paar Rinderherden kommen auch in den Genuß der Aussicht, kümmern sich aber jetzt eher darum, mir aus dem Weg zu gehen.
Nach einer kleinen Mittagspause mache ich mich an den Abstieg und freue mich, bald wieder durch den Wald laufen zu können. Der Weg hinunter ist zunächst aber nicht besonders leicht zu finden, denn zwischen Rinderpfaden und Wanderwegen zu unterscheiden, ist schwierig.
Das Wetter ist am Samstag immer noch herrlich und ich möchte nicht einfach rumsitzen, deswegen laufe ich nach A Pobro do Caraminal, der nächsten Stadt mit Hafen südlich von Escarabote. Der Hafen scheint bei durchreisenden Yachten beliebt zu sein, deswegen kann es nicht schaden, mal einen Blick darauf zu werfen. Der Weg dorthin ist hübsch, der Hafen selbst aber etwas sehr offen und nicht besonders einladend hinter der großen Mole für Küstenmotorschiffe. Der Ort selbst hat aber ein schönes altes Zentrum und auch sonst ein paar nette Ecken. Die Kirche Igrexa de Santiago do Deán ist sehenswert, wenn auch durch die enge der Gassen etwas schwer zu fotografieren.
Wie so oft in Galizien findet man auch hier manchmal Ruinen von Häusern inmitten von gut erhaltener Bebauung. Immerhin sind die Wände der alten Häuser aus Granit und schier unverwüstlich.
Am Dienstag, den 18.3. mache ich wieder Akkas Leinen los. Ich würde zwar gerne noch etwas länger in Escarabote bleiben, denn ich habe noch etwas Zeit bis mein Flug nach AMS geht, aber das Wetter soll sich verschlechtern und daher nutze ich den ruhigen Tag für die acht Meilen nach Vilagarcía de Arousa.
Das Wasser ist fast spiegelglatt. Nur der Atlantikschwell schafft es tatsächlich bis hier hinten vorzudringen. Mit gemütlichen vier Knoten geht es an den Viveiros vorbei zum nicht ganz kleinen Hafen von Vilagarcía. Hier gibt es einen Schnellzuganschluß nach Madrid, von wo aus ich Ende des Monats nach Amsterdam fliege. Akka möchte ich solange hier im sehr geschützen Hafen lassen.
Vilagarcía ist ein nettes Städtchen mit allem was man so braucht. Bäcker, Waschsalon und Supermarkt sind bald gefunden. Im Hafenbüro wird sogar mein Spanisch gelobt. Ein bißchen habe ich offenbar im letzten halben Jahr doch dazugelernt.
Sehenswert ist die Igrexa de Vista Alegre und das zugehören Pazo. Beide liegen unmittelbar neben einem kleinen Park, in dem die Reste einer alten Siedlung (Castro) zu sehen sind.
Von Vilagarcía aus kann ich auch an meine Wanderungen im September anschließen, als ich die Gegend von Vilanova aus erkundet habe. Einen schönen Blick hat man vom Pedra Corval im Süden der Stadt.
Aus kultureller Sicht kann natürlich ein Besuch in Santiago de Compostela nicht fehlen, wenn ich schonmal in der Nähe bin. Es ist auch eine gute Generalprobe für die Bahnfahrt nach Madrid. Bei sehr galizischem Wetter - teils heftige Regenschauer unterbrochen von fabelhaftem Sonnenschein - erreiche ich den Bahnhof, von dem es ein paar Schritte in die bekannte Innenstadt sind. Es ist schon einiges los, obwohl es noch lange nicht Hochsaison ist. Man kann sich in etwa denken, wie voll es hier werden kann.
Die kirchlichen Bauwerke hier sind durchaus eindrucksvoll, auch wenn mir die kleinen Kirchen und Kapellen auf dem Land eher gefallen. Aber die Kirche hat hier offenbar kräftig investiert und das sieht man.
Ich finde, die Kathedrale sieht man am besten vom Parque de Alameda aus, mit gebührendem Abstand.
Santiago hat ansonsten auch hübsche Sträßchen und mehrere Parks. Der Parque de Alameda ist toll und man hat einen schönen Blick auf das Colexio Maior Fonseca im Westen.
Mit dem Nahverkehrszug geht es schließlich wieder zurück nach Vilagarcía. Die Tickets werden hier vor dem Betreten des Bahnsteiges geprüft, was ich nicht wußte und mir einen Rüffel von der Kontrolle einhandelt. Die Bahnstrecke am Río Ulla entlang durch die kleine Dörfer mit ihren Mini-Bahnhöfen sind es eigentlich schon wert, die paar Euro in die Zugfahrt zu investieren. Nahverkehr ist in Galizien wirklich günstig.
Am Dienstag den 25. März muß ich mich aber auf eine längere Reise machen, um im niederländischen Friesland Akkas Nachfolger zu übernehmen. Der AVLO (alto velocidad, low cost) bringt mich für kleines Geld in wenigen Stunden extrem pünktlich nach Madrid-Chamartin, von wo aus es nicht weit bis zum Flughafen ist. Zum kleine Abstecher in den Norden aber mehr beim nächstenmal...