Segeln mit Akka

Ría de Cedeira

Etwas übernächtigt verlasse ich die Marina des Real Club Náutico de A Coruna wie geplant um halb neun morgens am Freitag, den 25. April. Tiefe Wolken lassen nur wenig Sonne durch, aber es ist kühl und trocken mit etwas Wind aus West, der später auf 4 Bft auffrischen soll. Ideale Bedingungen also. Erstmal motore ich etwas aus der Landabdeckung heraus und am Ausgang der Ria da Coruna kann ich schön segeln. Auf Nordkurs geht es entlang der Küste, in der sich die Mündung der Ría de Ferrol versteckt.
IMG_20250425_110940_Küste vor Ria Ferrol
Um zehn Uhr habe ich die Einfahrt nach Ferrol am Cabo Priorino Grande (ein Paradoxon, wie ich finde) passiert. Wind und Strom sorgen dafür, daß ich gut vorankomme. Wie vorhergesagt war, ist jedoch wieder einiges an Dünung vorhanden und produziert vor der Küste eine unruhige See. An der Nordwestseite der Küste ragt das Cabo Prior sehr prominent in den Atlantik und davor erstreckt sich ein Riff, die Bajos Delgado. Der Wind hat hier durch den Kapeffekt nochmal beschleunigt und ich habe möglicherweise ein bißchen zuviel Segel oben. Im chaotischen Seegang, der sich hier am Riff einstellt, ist das Steuern etwas anstrengend.
Was mich schließlich dazu bewegt, an Deck zu gehen und das Groß wegzupacken, ist eine "Freak Wave", also eine konstruktive Überlagerung mehrerer Wellen, der es gefällt bei mir ins Cockpit einzusteigen. Das ist ärgerlich, denn ich hatte das Steckbrett nicht im Niedergang und jetzt ist unten einiges naß. Ich bringe alles so gut es geht in Sicherheit und montiere das Brett, damit das zumindest nicht nochmal passiert und mache die Abflüsse im Cockpit frei. Es dauert erstaunlich lange, bis die sicherlich 50 Liter Wasser abgeflossen sind. Ich bin obenrum halbwegs trocken geblieben, nur die Schuhe sind naß, aber daran kann ich jetzt erstmal nichts ändern.
Das Groß ist trotz viel Schaukelei schnell geborgen, die viele Übung zahlt sich jetzt aus. Schön, daß auf der kleinen Akka alles so handlich ist und ich das Groß vor allem auf jedem Kurs bergen kann. Jetzt in den Wind zu drehen, wäre keine gute Idee.
Unter Genua alleine geht es immer noch mit rund fünf Knoten voran und es läßt sich einfacher steuern. Die Dünung ist immer noch hoch und kommt ungefähr aus WNW. Die Einfahrt nach Cedeira geht nach Süden und daher sollte ich hinter der Landzunge dort geschützter sein. Vor der Landzunge liegen die Os Dentes da Pedra da Prata - irgendwelche Felszähne. Denen will ich nicht zu nahe kommen, deswegen luve ich ein wenig mehr nach Norden an, um in einem großen Bogen um die Dentes auf Südkurs gehen zu können. Eigentlich ist genug Platz, aber es fühlt sich trotzdem nicht besonders gut an, mit dem Wind und der Dünung auf eine hohe felsige Küste zuzufahren, vor der eine üppige Brandung steht.
Um halb zwei halse ich und richte Akka mehr nach Süden. Der Lärm der Brandung an den Felsen ist etwas beunruhigend, und es sieht eindrucksvoll aus, aber die Einfahrt ist breit genug. Ich segle mit gereffter Genua auf etwa Halbwindkurs hinter die Dentes da Pedra, die den Wellen schon etwas Kraft rauben und nur reichlich Schaum hinterlassen. Ein paar Minuten weiter bin ich schon im Lee der Punta Chirlateira und erreiche schnell den Leuchtturm Faro Sarridal. Ich lasse den Hafen von Cedeira im Norden liegen und taste mich langsam in die immer flacher werdende Ankerbucht. Mit dem aktuellen Stand der Tide habe ich die Mindesttiefe ausgerechnet, die brauche, um bei Niedrigwasser noch Wasser unterm Kiel zu haben. Der Anker fällt um kurz nach zwei auf etwa fünf Metern, was immer noch mehr als zwei bei Niedrigwasser sein sollte.
Der Wind ist in Böen immer noch recht kräftig, aber die Wellen sind nicht der Rede Wert. Cedeira ist wirklich ein sehr geschützter Ort. Ich bin erleichtert, daß die Ansteuerung so problemlos geklappt hat.
IMG_20250425_161018_Cedeira
Abends gibt es einen schönen Sonnenuntergang und ein Schwarm Möwen ist im Abendlicht unterwegs. Ich mache unter Deck erstmal klarschiff und versuche alles trocken zu kriegen...
IMG_20250425_211750_Moewen Abendlicht
Am nächsten Morgen hat sich der Wind gelegt.
IMG_20250426_085802_Spiegelung morgens
Ich paddle mit dem Kayak an Land und mache einen Rundgang über den Hügel im Norden des Hafens. Im September habe ich das versäumt, aber jetzt nehme ich mir die Zeit. Das Kayak parke ich an der großen Rampe am Hafen.
IMG_20250426_150304_Dinghyparkplatz
Der Hafen von Cedeira besteht aus einer großen Mole und vielen Murings. Es gibt viele freie Muringbojen, aber ich ankere lieber, denn ich kenne deren Zustand nicht und weiß nicht, ob die vielleicht doch vermietet sind.
IMG_20250426_123848_Hafen von Cedeira
Hier die Küste hinter dem Hafen Richtung Atlantik fotografiert.
IMG_20250426_125528_Kueste Blick Richtung Atlantik
Mitten in der Zufahrt liegt eine kleine Felsinsel, die als Einzelgefahrenstelle gut markiert ist.
IMG_20250426_125645_Einzelgefahrenstelle
Hier nochmal der Hafen von oben gesehen.
IMG_20250426_125833_Hafen von oben
Die Geologie von Cedeira scheint aufwendig zu sein. Auf einer Infotafel ist das Wesentliche erklärt. An der Promenade unten gibt es einen Felsen, an dem man einen schönen Schichtenaufbau erkennen kann.
IMG_20250426_130310_Geologische Infotafel
IMG_20250426_145817_Felsschichten
Es gibt auch hier eine alte Siedlung, das Castro do Campo do Castro. Die Altvorderen haben es sich offenbar gutgehen lassen und betrieben hier sogar eine Sauna!
IMG_20250426_130551_Uralte Sauna
IMG_20250426_130701_Infotafel Sauna
IMG_20250426_132634_Blick auf Sauna von oben
Von weiter oben am Berg hat man einen schönen Blick auf die Felsküste und die Brandung. Die Dünung hat etwas nachgelassen, aber es ist immer noch etwas los.
IMG_20250426_131146_Felsküste Brandung
Auf dem Bild unten sieht man die Landzunge, die sich zum Punta Chirlateira erstreckt, mit den Felsen davor, die man an der Brandung erkennen kann.
IMG_20250426_133136_Landzunge an Riamuendung
Auf einem Vorsprung des Berg Monte Candieira liegt eine kleine Kirche. Von hier aus hat man einen hervorragenden Ausblick auf den Atlantik.
IMG_20250426_133947_Kirche auf Berg
IMG_20250427_122120_Kirche auf Berg
IMG_20250427_122229_Kirche vor Atlantik
Von hier aus kann man auch weit nach Westen schauen und bei der guten Sicht heute sieht man das Cabo Prior.
IMG_20250427_124826_Blick nach Westen entlang Kueste
Auf der anderen Seite des Bergs, wirklich sehr abgeschieden, gibt es ein kleines Bergdorf an der Atlantikseite der Hügelkette. Eine tolle Lage, aber für mich fast schon zu ruhig.
IMG_20250427_130950_Bergdorf
Auf dem nächsten Bild ist Cedeira zu sehen. Die Stadt liegt an der Mündung des Río Condominas und ist wirklich eine Reise wert! Allerdings ist sie nicht ganz einfach zu erreichen.
IMG_20250427_133501_Cedeira von oben
IMG_20250426_140426_Haeuser am Fluss
IMG_20250426_145008_Promenade am Ufer
IMG_20250426_145226_Taubenhaus
Akka ankert in der Bucht so weit innen wie es nur geht, wie ich bei einem besonders niedrigen Niedrigwasser feststelle. Der Meeresgrund hat an der Mündung offenbar eine ziemliche Stufe von ungefähr zwei Metern, die von Akka vielleicht noch 50 m entfernt ist. Aber bei Akka ist es immer tief genug.
IMG_20250426_135929_Akka von weitem
IMG_20250427_115819_Akka und Strand bei NW
Das Wetter ist herrlich und warm. Ich nutze die Gelegenheit, daß um die Mittagszeit herum Niedrigwasser ist, um zu dem kleinen Strand auf der Südseite der Bucht zu paddeln und dort im Schatten ein bißchen zu lesen.
IMG_20250428_122504_Kleine Bucht
IMG_20250428_123203_Felstor
Natürlich nutze ich die Gelegenheit in der Zivilisation zu ankern auch, um in der Stadt etwas einzukaufen, Wasser zu holen und am roten Platz einen Kaffee zu trinken. Cedeira war im September die erste Stadt Spaniens, die ich mit Akka besucht habe, deswegen fällt der Abschied schließlich ein bißchen schwer. Aber es gibt noch mehr zu sehen an dieser Küste und die Statue am Hafen weist schonmal den Weg.
IMG_20250426_145756_Statue
Vor einem prachtvollen Sonnenuntergang präge ich mir noch die Ankerplätze von zwei neu angekommenen Yachten ein, denn am nächsten Morgen möchte ich noch bei Dunkelheit los. Wenn ich zuerst auf den Leuchtturm Faro da Punta Promontoiro zuhalte, sollte ich mich von den beiden freihalten und keine Kollision verursachen.
IMG_20250429_220015_Abendlicht
Am 30. April steht also die lange Überfahrt nach Ribadeo an - meiner letzten Station in Spanien, wie sich herausstellt. Davon aber mehr beim nächstenmal.
IMG_20250430_052039_Abfahrt