Segeln mit Akka

Rías Altas, Teil 1

Die Ría von Cedeira hat zwischen den Felsen diverse kleine oder größere Strände, von denen manche von Land aus gar nicht zu erreichen sind und andere bei Hochwasser komplett verschwinden. Einen der letzteren nutze ich für ein Bad und ein Picknick, bevor die Flut kommt und alle Spuren wieder verwischt. Hier kommt mein Kayak-Dinghy endlich zum Einsatz. Die verlängerten Flossen sind zwar beim Anlanden etwas unpraktisch, geben aber im Vergleich zu den Originalen mehr Kursstabilität.
IMG_20240903_152237_Badestrand
IMG_20240903_152244_Dinghy
Ich begleite L. und K., die in der Nachbarschaft mit der Wauquiez Centurion "Heavenly Body" ankern, in den Ort zum Einkaufen und Kaffeetrinken. Die Auswahl im Supermarkt unterscheidet sich von der in Frankreich, deswegen gibt es hinterher eine neue Auswahl Snacks an Bord. In Cedeira scheint das Dorfleben um den roten Platz herum stattzufinden. Hier treffen sich Leute jeden Alters und alle scheinen sich zu kennen. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den weiteren Dörfern entlang der Küste. Cedeira und seine Ría sind wirklich hübsch, aber die Bucht scheint tatsächlich für die meisten ein geeigneter Ort zur ersten Ansteuerung nach der Biskaya oder als letzter Hafen vor der Biskaya zu sein. Dementsprechend viele Boote kommen und gehen. Auch für Heavenly Body und Akka geht es am Mittwoch (4.9.) weiter nach Westen. Wir wollen in die Ría de Ferrol, gegenüber von A Coruna.
IMG_20240904_101756_Leuchtfeuer Am Anfang der rund 25 Meilen regnet es noch, aber das soll sich bald geben. Was noch fehlt, ist der Wind, weswegen es in gewohnter Manier zuerst per Motor nach Westen geht. Vor Cabo Prior ist die See sehr konfus und unangenehm. Gestern wäre es bei 3m See noch schlimmer gewesen. Immerhin ist hier die Strömung viel geringer als im Ärmelkanal. Sie setzt an dieser Küste meistens nach Westen.
IMG_20240904_121015_Blaues Meer Auf Südkurs kommt die Sonne raus und mit ihr auch der Wind. Die Fock genügt und es geht es zügig voran. Die Küste ist hier sehr felsig und steil. Das Wasser ist bis nah an die Felsen sehr tief, aber respektvoller Abstand schadet nie.
IMG_20240904_150106_Cabo Priorino Chico Gegen 15 Uhr ist die Einfahrt zum neuen Außenhafen von Ferrol erreicht. Natürlich legt das große Arbeitsschiff gerade ab als ich die Mole umrunden will, deswegen mache ich Platz, wende und segle nochmal ein Stück nach Norden. AIS hilft mal wieder, denn hinter der hohen Mole konnte ich es nicht sehen.
IMG_20240904_154333_Einfahrt Ria Ferrol Zwei Kurven nach der Einfahrt kommt man am Castello San Felipe auf der Nordseite der Ría vorbei. Eine beeindruckende Anlage, die mit dem Castello La Palma auf der Südseite die wichtigste Verteidigungsanlage von Spaniens wichtigstem Marinehafen Ferrol war. Das Castello wollen wir uns in den nächsten Tagen ansehen.
IMG_20240904_155833_Castello San Felipe Einfahrt Die Ankerbucht, die wir ursprünglich angepeilt hatten, ist mir zu tief, deswegen fahre ich eine Bucht weiter, die sich auf der Südseite neben dem Dorf Mugardos auftut. Nicht besonders groß und etwas schwierig von der Wassertiefe her (teils sehr flach und trockenfallend, dann aber gleich recht tief) findet hier eine kleine Handvoll Boote Platz. Im Norden hat mal einen schönen Blick auf Ferrol und das Fahrwasser, durch das mehrmals am Tag Fracht- und Kriegsschiffe fahren. Und gar keine so kleinen!
IMG_20240904_170456_Ferrol mit Schiff Am späten Nachmittag paddele ich an Land, um nach einer Möglichkeit, Wasser zu bunkern Ausschau zu halten. Auf dem Weg ins Dorf muß man ein ganzes Stück bergauf laufen. Dafür bietet sich von oben ein guter Blick über die Bucht, in der wir vor Anker liegen.
IMG_20240904_194634_Akka von oben Der Ort ist eine seltsame Mischung aus belebt und verlassen. Einige Straßen scheinen zu verfallen, während direkt benachbarte in gutem Zustand sind und die Leute sich auf der Straße treffen. Der kleine Hafen ist komplett voll mit kleinen Angelbooten und auch der Dorfplatz oben auf der Hügelspitze ist gut besucht. Die Straßen sind außerdem voll von wilden Katzen, die sich hier offenbar ziemlich unbegrenzt vermehren können. Das sehe ich später noch in anderen Dörfern. Über einen Uferweg kommt man auch zum schönen Sandstrand an der Bucht, der seine Größe mit den Gezeiten massiv ändert. Ein paar Felsen fallen bei Niedrigwasser auch trocken - leider sind sie nicht in der Seekarte.
IMG_20240905_104259_Sandstrand Ferrol
IMG_20240905_104315_Boote vor Anker Am Donnerstag paddele ich mit L. und K. auf die Nordseite der Ría, wo wir vor dem kleinen Dorf San Felipe anlanden. Vom Strand aus führt ein kleiner Pfad auf die Straße, der wir zum Castello folgen.
IMG_20240905_153050_Dinghies Die Burg ist eine unheimlich beeindruckende Anlage. Beinahe alle Teile sind zugänglich, und die zwei Stunden, die wir noch bis zur Siesta haben, reichen geradeso aus, um alles kurz anzusehen. Nach und nach wird die Burg derzeit restauriert, aber sie ist riesig. Viele verschiedene Ebenen von der landseitigen Verteidigungsmauer bis hinunter zu den Kasematten machen auch viel Arbeit. Bei der Besichtigung helfen einige Hinweistafeln und ein großer Raum mit Informationen, die die Geschichte der Burg und die Funktionen der verschiedenen Teile erklären.
IMG_20240905_124127_Castello1
IMG_20240905_132049_Castello2 Das Regenwasser und Wasser aus einer Quelle wurde in einer Art Zisterne gesammelt und ein Brunnen im Hof sowie ein offenes Becken (das "Bad der Königin") boten Zugang zum Trinkwasser.
IMG_20240905_132559_Castello3 Um feindlichen Schiffen die Zufahrt nach Ferrol zu erschweren, konnte zwischen dem Castello San Felipe und Castello La Palma auf der Südseite eine schwere Kette gespannt werden. Bestimmt kein einfaches Unterfangen, denn die es sind sicherlich 500 Meter bis zum anderen Ufer.
IMG_20240905_133311_Castello4_Palma Zwischen den gemauerten oder aus dem Fels geschlagenen Teilen der Burg wachsen neben Gestrüpp auch Feigenbäume, und an der Zufahrt stehen Mandarinenpflanzen. Der Spätsommer ist eine gute Zeit, um sich dort zu bedienen, aber leider sind die meisten reifen Früchte ganz oben am Baum. Vermutlich hatten die anderen Besucher ähnliche Gedanken.
IMG_20240905_133700_Castello5 So ein Burgbesuch macht hungrig und deswegen suchen wir danach das einzige Restaurant des Nachbardorfs A Lousada auf. Erst finden wir den Eingang nicht, denn dazu muß man erst unter der Straße durch in den Innenhof einer ehemaligen und langsam verfallenden Fischzucht, bevor es eine Treppe hoch in das Haus geht. Dort findet sich, etwas überraschend, ein sehr gepflegtes einfaches Restaurant mit Blick aufs Wasser, wo es wunderbare Empanadas mit Bonito und Venusmuscheln vom Strand der Ría gibt. So gestärkt fällt das Paddeln zurück zum Boot nicht besonders schwer (zumal die Flut hilft).
IMG_20240906_174647_Akka vor Anker Nach einem Arbeitstag am Freitag, geht es am Samstag (7.9.) für mich weiter nach A Coruna. Ich habe das Gefühl, daß ich mich langsam auf den Weg nach Süden machen muß und vorher brauche ich noch einmal eine größere Stadt, um Karten und einen Revierführer zu beschaffen. Eine Waschmaschine schadet auch nicht.
IMG_20240907_104307_Abfahrt Knappe zehn Meilen sind es nur, und der leichte Wind läßt es zumindest zu, einen Teil der Strecke zu segeln. Schon vom Weiten sind die Stadt und der gigantische Torre de Hercules zu sehen. Letzterer ist der älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtturm der Welt, und ganz klein ist er auch nicht. Der Turm mit den beiden Pfeilern auf dem ersten Bild unten ist allerdings das Gebäude der maritimen Verkehrszentrale - kaum weniger imposant, aber etwas neuer.
IMG_20240907_123208_Ansteuerung A Coruna
IMG_20240908_112134_Torre de Hercules In der Marina Real liege ich sehr stadtnah und mache mir die Waschmaschinen zunutze, bevor ich den nächsten Supermarkt ansteuere. A Coruna ist eine hübsche Stadt, mit großen Plätzen, großen und kleinen Gassen und sehr viel Küste.
IMG_20240909_103621_Platz Hier finde ich auch einen Handel für nautischen Bedarf aller Art. Der Betreiber, ein älterer Herr, bedient mich, und wir verständigen uns so gut es geht. Er hat zum Glück Ahnung von seinem Metier und nicht umsonst einen guten Ruf. Er macht zwar einen schlecht gelaunten Eindruck, aber das scheint nur seine Art zu sein. Ich verlasse seinen Laden um einige Euro erleichtert, dafür mit allen Informationen, die ich für die bisher ungeplante Reise entlang der portugiesischen Küste ins Mittelmeer benötige (ach ja, der Blog braucht einen neuen Titel...).
So ausgestattet trete ich am Dienstag (10.9.) die nächste Etappe der Reise nach Westen an. Ziel ist Muxía, ein kleines Dorf mit Marina, das mir von N. wärmstens empfohlen wurde und das ich ursprünglich direkt nach der Biskaya ansteuern wollte. Dazu muß ich mich von meinen Stegnachbarn, den Kreuzfahrtschiffen trennen, die hier im täglichen Wechsel aufgetaucht sind. Das fällt zum Glück nicht besonders schwer...
IMG_20240910_071310_Kreuzfahrtschiff