Segeln mit Akka

Rías Altas, Teil 2

Um 0730 ist also Abfahrt Richtung Westen mit Muxía in der Ría de Camarinas als Ziel. Beim Auslaufen ist es noch dunkel, aber das ändert sich bald und nach einer knappen Stunde bin ich schon auf Westkurs am Torre de Hércules vorbei.
IMG_20240910_080830 Der Strom schiebt schon etwas und bald kommt auch der versprochene Wind. Mit Fock und Groß im zweiten Reff komme ich auf Raumschotskurs gut voran. Um die fünf Knoten über Grund zeigt der Plotter durchgehend an. Gegen 12 Uhr sind die Illas Sisargas erreicht, die sehr prominent dicht vor der Küste liegen und bei ruhigem Wetter einen recht abgeschiedenen Ankerplatz bieten. Bei 4 Bft und 1,5 m Welle aber vielleicht heute nicht. Vor den Inseln sind einige Walfontänen zu sehen - ich hoffe, daß sich dort keine Orcas herumtreiben.
IMG_20240910_115508 Tatsächlich haben manche Segler sich eine besondere Strategie angeeignet, um den Orcas aus dem Weg zu gehen: Sie segeln dicht an der Küste entlang, denn die Viecher sind angeblich normalerweise nicht in Wassertiefen unter 20 m anzutreffen. Das heißt an dieser Steilküste aber, daß man wirklich nah am Ufer fahren muß. Ich halte mich lieber fern von den Felsen, denn nicht umsonst heißt dieser Abschnitt "Costa da Muerte". Ich rechne mir aus, daß die Orcas nur zeitweise hier sind, die Felsen aber ständig und die Statistik daher auf meiner Seite ist.
Irgendwann packe ich das Groß ganz ein, denn bei dem starken Rollen fast vor dem Wind schlägt es zu oft. Außerdem ist das Cabo Vilán bald erreicht, an dessen Spitze der Wind häufig noch beschleunigt wird und dann genügt mir die Fock allein.
IMG_20240910_160702 Tatsächlich nimmt der Wind ganz anständig zu als ich das Kap umrunde und mit sicher 5 Bft aus Nord rausche ich in die Ría. Die Einfahrt ist nochmal interessant, denn aus Norden muß man anhand von etwas unklar definierten Landmarken navigieren, um die Flachs zu umschiffen. Es ist aber reichlich Platz und die Karten stimmen, sodaß das kein größeres Problem darstellt. Ich mache mir etwas Sorgen, daß der Schwell, der genau auf der Mole steht, das Liegen im Hafen unruhig macht, aber direkt nach der Einfahrt ist das Wasser komplett flach und das bleibt auch so. Im alten Hafen kommen Leinen und Fender an ihren Platz. In der Marina hat man mich schon gesehen und ich bekomme einen Liegeplatz gezeigt. Nachdem mir die Hafenmeisterin beim Festmachen geholfen hat, bittet sie mich mit den üblichen Papieren ins Büro - aber in aller Ruhe! 50 Meilen in weniger als zehn Stunden hat Akka heute geschafft.
IMG_20240910_184918 Muxía ist ein sehr gepflegter Hafen, in dem wenig los ist. Ich verstehe nicht, warum so viele nach Camarinas im Norden der Ría statt hierher fahren. Das Sanitärhäuschen hat sogar drei echte kleine Badezimmer anstatt der üblichen Kabinen. Der Ort ist bildhübsch und trotz seiner Lage am Ende eines der Jakobswege (jeder Ort scheint hier einen zu haben) mit einer großen Kapelle am Meer ist er nicht überlaufen. Allerdings mag es sein, daß das im Hochsommer anders aussieht. Mir gefällt er jedenfalls.
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IMG_20240910_191314 Der Mittwoch wird im Ort und mit Arbeiten verbracht. Für Donnerstag wäre der Wind für die Weiterfahrt ums Cabo Fisterra nicht schlecht, aber es sollen noch über zwei Meter See herrschen, und das muß ich am Kap nicht haben. Freitag soll es heftig wehen, aber für Samstag müßte dann alles passen. Also nutze ich den Donnerstag, um einer Wanderung durch die nähere Umgebung zu machen. Dafür muß ich zuerst an der Katzengang vorbei, die vor der Hafenmeisterei (die gleichzeitig das Kassenhäuschen für die Autotankstelle ist) auf ihr Frühstück warten.
IMG_20240912_112055 Dann geht es um die kleine Bucht neben dem Hafen herum den ersten Hügel hinauf, hinter dem sich die nächste Bucht befindet.
IMG_20240912_122039 Diese hat einen riesigen Sandstrand. Zwei Bäche münden in die Bucht und es gibt einen Parkplatz, Bohlenweg über etwas unwegsames Gelände hinweg und mehrere Duschen. Trotz des schönen Wetters ist der Strand aber wie ausgestorben.
IMG_20240912_125701 Ich folge dem Río Negro, der am anderen Ende der Bucht mündet, flußaufwärts. Eigentlich ist es ja eher ein Bach, aber wenn er schon Río heißt... Zum Glück ist gerade Niedrigwasser und so kann ich einen Pfad nehmen, der sonst überschwemmt ist.
IMG_20240912_131354 Entlang des kleinen Flusses stehen immer mal wieder zugewucherte Häuschen. Eines davon ist offenbar sogar zu verkaufen, aber wohnen kann man eigentlich in keinem davon.
IMG_20240912_131535 An einer etwas breiteren Stelle des Tals steht eine alte Mühle. Auch diese ist vermutlich schon lange nicht mehr in Betrieb. Oberhalb gibt es, weitestgehend zugewachsen, die alten Rinnen, mit denen man den Zufluß zu den Mühlrädern steuern konnte.
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IMG_20240912_132402 Nachdem ich am oberen Ende des Tals in einem kleinen Dorf angekommen bin, lichtet sich die Vegetation etwas und ich kann die Sonne wieder sehen. Am anderen Ende des Dorfs geht es nochmal kräftig bergauf. Dort finde ich endlich auch einen Feigenbaum, der reife Früchte in eine Höhe trägt, die ich erreichen kann. Von oben habe ich stellenweise immer mal wieder einen tollen Blick auf Muxía, das auf einer Landzunge gelegen vor der Ría liegt.
IMG_20240912_141711 Auf der Westseite des Hügels kommt dafür wieder der Atlantik zum Vorschein. In diese Richtung will ich am Samstag weiter. Irgendwann muß ich mir ja noch die Rías Baixas ansehen bevor es noch weiter nach Süden geht.
IMG_20240912_142255 Am Freitag reinige ich den Vergaser des kleinen Tohatsus, der sich immer noch mit dem Leerlauf etwas schwer tut. Ich finde zwar keine offensichtlichen Verschmutzungen, aber schaden kann es ja nicht. Bei den kleinen Öffnungen kann wenig schon einen großen Einfluß haben. Anschließend muß ich den Spritgeruch wieder loswerden und lasse mich auf dem Hügel des Ortes bei sicher 6 Bft etwas lüften.
IMG_20240913_144359 Die Wettervorhersage ist glücklicherweise stabil, sodaß mein Plan aufgeht und ich mich am Samstag von Muxía wieder verabschiede (natürlich nicht bevor ich die lächerlich niedrige Hafenrechnung bezahlt habe!). Doch davon nächstesmal mehr.
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