Segeln mit Akka

Rías Baixas, Teil 1

Am Samstag, den 14.9. breche ich endlich auf, das zweite Ende der Welt, Cabo Fisterra, zu umrunden. Der Wind soll im nördlichen Teil noch ganz anständig wehen und nach Süden hin nachlassen. Etwa 35 Meilen habe ich vor mir, wenn ich bis in die Ría de Muros kommen möchte. Um 0900 geht es los und ich verlasse Muxía auf Nordkurs. Der Wind kommt günstigerweise aus östlicher Richtung, sodaß ich die Fock gleich nach dem Hafen setzen kann. An der großen Kapelle biege ich links ab und halte mich nach Westen. In gebührendem Abstand zu den Felsen.
IMG_20240914_091333_Muxia Abfahrt Das erste Kap der Strecke, Cabo Torinana ist bereits um 11 Uhr erreicht. Hier soll der Schwell oft unangenehm sein und der meist vorherrschende Nordost stärker als anderswo sein. Beides trifft heute nicht zu. Auf konfuse See kann ich verzichten, aber etwas mehr Wind wäre nett.
IMG_20240914_103054_Cabo Torinana Ich entscheide mich nach einigem Zögern, der Gennaker auszupacken. Das ist immer ein ziemliches Gefummel und bisher ist der Wind meistens sowieso ganz eingeschlafen, wenn ich ihn verwendet habe. Aber zumindest geht das Einpacken mit dem Bergeschlauch notfalls schnell und auf dem Atlantik sollte der Wind sich nicht so schnell ändern. Außerdem klingt es doch auch gut, wenn man hinterher erzählen kann, man sei unter Gennaker am Cabo Fisterra vorbeigesegelt...
IMG_20240914_120648_Gk Natürlich kommt es dazu nicht, und schon nach einer Stunde hängt auch das leichte Tuch des Gennakers raschelnd herunter und zieht nicht mehr. Also wird er auf dem Vorschiff zusammengepackt und der Tohatsu darf wieder ran. Weder Wind noch Strom helfen als ich am Kap vorbeimotore.
IMG_20240914_143331_Cabo Fisterra Nach dem eindrucksvollen Kap, auf dem sich die Jakobswegwanderer sammeln und das Ende ihrer Wanderung kontemplieren, muß ich mich entscheiden, ob ich die Riffs vor der Punta Carreiro, die die nordwestliche Einfahrt zur Ría de Muros markiert, außen oder innen passieren möchte. Da kaum Seegang herrscht und auch kein plötzlicher Wind zu erwarten ist, entscheide ich mich für die kürzere Route innenrum durch den Canal de Mexeidos.
IMG_20240914_161540_Atlantik Um kurz nach fünf ist der Mt. Louro umschifft und ich biege auf Nordkurs in die Ría ein. Meinen Ankerplatz in der Ensenada de San Francisco sehe ich schon von weitem und um kurz nach sechs fällt der Anker und gräbt sich schön in den Sand in 4 Metern Tiefe ein. Nach der Erfahrung bei Feroll darf der Tohatsu noch ein bißchen an ihm zerren, bevor ich mich zufriedengebe und mir sicher bin, daß er auch hält.
IMG_20240914_173530_Anfahrt Muros
IMG_20240914_175957_Ankerbucht San F Abends zeigt sich ein prächtiger Sonnenuntergang bei Windstille, die auch in der Nacht anhält. Von irgendwoher kommt allerdings ein seltsamer, kurzwelliger Schwell, der die Nacht etwas unkomfortabel macht.
IMG_20240914_211246_Sonnenuntergang San F Am nächsten Morgen bleibe ich nicht lange. Noch bei fast Windstille hole ich den Anker auf und motore nach Süden. Der Mt. Touro produziert nach kurzer Zeit plötzlich Wind aus NE, den ich gerne nutze und setze die Fock. Kurz danach auch das Groß, aber beide sind bald wieder weggepackt, denn nach einer knappen halben Stunde schläft der Wind wieder ein. Oder besser: Ich verlasse das Windfeld, denn achteraus kann ich an den Wellen durchaus noch sehen, daß er bläst. Aber eben nur um das Kap herum. Ich ärgere mich aber nicht, denn dank der Windstille bei komplett flachem Wasser kann ich die Tour durch die Felsen nördlich der Isla Salvora machen. Der Revierführer empfiehlt dafür "nothing short of perfect weather" und ich kann mir kein besseres vorstellen.
IMG_20240915_132244_Plotter Felsen Der Canal de Sagres führt dicht an einem ganzen Haufen Felsen vorbei, die über und unter dem Wasser liegen und bei weitem nicht alle markiert sind. Allerdings ist die Gegend gut kartiert und der Revierführer hält eine Handvoll Fotos parat mit denen man sich gut orientieren kann. Die Strecke ist tatsächlich etwas spannend, denn man muß ca. 80 Meter nördlich der Felsen an den Islas Sagres bleiben, um etwas mehr (150 m) Abstand zu den überspülten Felsen im Norden zu haben.
IMG_20240915_135901_Canal de Sagres Immerhin hat man bei der Einfahrt schon eine gute Peilung von zwei Dalben in ca. 100° und nach der Engstelle, wenn das Wasser wieder tiefer wird (flachste Stelle bei HW ca. 11 m), hält man weiter darauf zu und ist anschließend wieder in freiem Wasser. Sofern man hier davon sprechen kann, denn jetzt beginnt die Gegend der Viveiros, der Muschelflöße. Ganze Armadas von denen liegen hier und weiter südlich in den Rías, sind teilweise schlecht beleuchtet, aber zumindest sehr fest verankert, sodaß man davon ausgehen kann, daß sie ortsfest liegen.
Ich halte mich nach Norden und sehe schon bald die Skyline von Ribeira oder Sta. Uxía de Ribeira. So genau kann ich das nicht unterscheiden. In der Ankerbucht sehe ich schon von weitem die drei Vorstage von 2 Easy II, der Yacht von D., der mir den Platz empfohlen hatte.
IMG_20240915_153550_Ribeira Auf 7 m Tiefe fühlt sich die Entfernung zum Strand sehr gering an, aber das scheint so in Ordnung zu sein. Immerhin ist es nicht weit zu paddeln. Mein vermeintlich bisher unterfordertes Dinghy wird aufgepustet und dient die nächsten Tage als Fähre ans Ufer. Zuerst wird aber im klaren Wasser gebadet und Akka geputzt - die Stelle an Backbord, an die ich in Camaret nicht herankam, ist nun auch endlich sauber. Allerdings hat das Wasser nicht die versprochenen 20 Grad. J. von der Yacht Albatros spricht nachher von 16 Grad, die er gemessen hat. Zum Glück hat Akka keine Anzeige dafür! Die Luft ist dafür sommerlich warm. Sicherlich 30 Grad - die Aussage, daß es südlich des Cabo Fisterra wärmer wird, kann ich definitiv bestätigen.
Abends lasse ich mich von D. mit seinem Motordinghy abholen und wir besuchen die Bar am Strand. Nach einem netten Abend und einem prächtigen Sonnenuntergang lasse ich mich wieder auf Akka absetzen.
IMG_20240915_205843_Sonnenuntergang Ribeira Obwohl die Bucht toll ist und die Stadt wohl auch einiges zu bieten hat, verlassen wir, einer nach dem anderen, die Bucht am nächsten Tag wieder. In der Nacht war, wie angekündigt, starker Nordostwind aufgekommen und die Bucht ist leider dafür doch nicht so geschützt wie erhofft. Und so nutzen wir, also ich, den kräftigen Wind, nach Norden aufzukreuzen. Die anderen machen es sich leicht und motoren durch die Felsen, was zwar Strecke spart, aber die paar Meilen kann man auch kreuzen.
IMG_20240916_125218_Segeln nach Norden Der Karte nach sieht es aus, als hätte man die gesamte Wasserfläche zur Verfügung, doch die Viveiros schränken den Seeraum ziemlich ein. Bei Tag ist es natürlich kein Problem, sie zu erkennen und jetzt am frühen Nachmittag sind die Muschelboote auch alle noch in den Felder und kommen mir nicht in die Quere.
IMG_20240916_143836_Viveiros Ziel ist die Bucht von Escarabote, in der ich etwa vor der Mitte des langend Strands den Anker fallen lasse. Von hier aus ist es nicht weit nach Boiro, einer kleinen Stadt, die für ihre Größe eine erstaunliche Anzahl an Geschäften hat. Hier ist es besser geschützt, dafür aber auch gefühlt nochmal wärmer. Ich klappe das Bimini auf, um aus der Sonne zu kommen. Aber ich kann mich nicht beklagen: Die Solarzellen liefern volle Leistung und was nicht mehr in die Batterie paßt, kann der Kühlschrank verarbeiten. Akka liegt hier aufgrund des flachen Ufers deutlich weiter vom Ufer entfernt, aber mit dem Kayak kommt man auch gegen den Wind gut voran. Mein Plan ist, hier einige Nächte zu bleiben, und zu planen, wie es weitergeht. Mit J. (Albatros) und K.+P. von der Yacht Aragorn sind ein paar erfahrene Segler vor Ort, die sicher ein paar gute Tips haben...
IMG_20240916_162146_Strand Boiro