Rías Baixas, Teil 3: Ría de Pontevedra
Als ich am Montag (23.9.) den Hafen den Pedras Negras verlasse, ist zwar herrlicher Sonnenschein, aber der Wind läßt noch auf sich warten. Über dem Hochland stehen schon einige Cumuluswolken, sodaß ich später auf Seewind hoffen kann.
Punta Cabicastro wird um 1300 umrundet, ab hier geht es nach Osten weiter.
Südlich der Häfen Porto Novo und Sanxenxo kommt langsam der Seewind auf und die Genua zieht Akka mit anfangs immerhin 1,5 Knoten. Es ist aber nicht mehr weit und ich habe ja Zeit. Der Wind wird auch mit der Zeit stärker die Insel Tambo kommt schnell näher.
Um 1500 segele ich südlich an der Insel vorbei und das Wasser wird schon merklich flacher.
Ein Stückchen kann ich noch weitersegeln, aber im Lee hinter der Insel muß ich die Genua einpacken und die letzte Meile oder so schiebt der Motor Akka Richtung Hafen. Combarro ist per Funk erreichbar und ich bekomme gesagt, wo ich mich einsortieren soll.
Die Marina ist sehr anständig, aber mit 22 EUR pro Nacht auch nicht unbedingt günstig. Combarro hat ein nettes altes Viertel, das offenbar weit über die Region hinaus bekannt ist. Jedenfalls schieben sich die Touristen (mich eingeschlossen) in Massen durch die kleinen Gäßchen. Nach einem kurzen Rundgang sehe ich zu, daß ich wieder rauskomme.
Für Dienstag ist erstmal üppig Regen angesagt, was auch stimmt. Ich lasse mir Zeit mit dem Auslaufen und esse mittags im Café/Restaurant am Hafen, wo es ein prima Menú del Día gibt, mit einer galizischen Suppe und Backfisch aus (ganzen) kleinen Fischen, die im Ría gefangen wurden. Nachtisch und Kaffee gehören auch dazu. Anschließend bin ich gut gesättigt, muß aber trotzdem langsam los, auch ohne Siesta. Immerhin ist der Regen durch.
Bis zur Mündung des Río Lerez ist es nicht weit, vielleicht eine Meile. Zwischen den beiden Dalben fädele ich mich ein und es geht gegen die fast vernächlässigbare Strömung flußaufwärts. Es ist jetzt Niedrigwasser also muß ich ein bißchen mit der Tiefe aufpassen. Gerade in der Mündung gibt es einige Sandbänke.
Ich komme aber gut durch - die Tiefenangaben in der elektronischen Karte scheinen ganz gut zu stimmen. Nachdem die Rinne wieder tiefer wird, kann ich mich auf die Durchfahrt der beiden Brücken konzentrieren. Die Autobahnbrücke scheint etwas höher zu sein als die zweite. Beide sind in der Karte mit "12m Höhe" angegeben, aber auf was sie bezogen ist, steht da nicht. Laut Revierführer kommt man mit 12m Masthöhe durch, also sollte es kein Problem geben.
Um 1600 ist die erste geschafft und es war noch reichlich Luft über der Antenne. Nach zwei Kurven kommt die zweite in Sicht.
Auch hier paßt Akka durch, mit etwas weniger Luft, aber immer noch üppig. Direkt hinter der Brücke beginnt der Hafen, der fast den ganzen Fluß einnimmt. Ich mache erstmal an äußeren Steiger fest, aber der Hafenmeister zeigt mir noch einen anderen, besseren Platz. Wieder scheine ich der einzige Gast hier zu sein. Erstaunlicherweise ist 24 Stunden am Tag jemand im Hafenmeisterbüro, der ein Auge darauf hat, wer die Stege betritt. Allerdings liegen hier recht offen auch haufenweise teure Rennkanus und -kayaks in großen Regalen, die vermutlich beschützt werden müssen.
Am nächsten Tag drehe ich eine Runde durch Pontevedra bevor der nächste Regen kommt. Die Stadt sieht vom Fluß aus nicht besonders eindrucksvoll aus, hat aber eine tolle Altstadt mit vielen schönen Häusern, Plätzen und einigen Kirchen.
Tags drauf (Donnerstag, der 26.9.) hat der Regen sich verzogen, aber es hat die ganze Nacht gegossen und jetzt kommt mit mehr Wasser auch einiges an Treibgut den Fluß herabgetrieben. Zum Glück ist die Strömung nicht so stark, daß es Schäden anrichten könnte. Der Hafenmeister dreht auch seine Runden und paßt ein bißchen auf.
Ich mache ich dafür auf zum Waldforschungszentrum und ehemaligen Gutshof Lourizán. Die Wanderung dorthin führt schon durch ein hübsches kleines Dorf und noch viel hübscheren Wald.
Die Anlage wird von der Touristeninformation empfohlen, und ich hatte zuerst einen botanischen Garten erwartet. Tatsächlich das Gelände riesig und ist eher ein Arboretum mit den Überbleibseln des Parks des Gutshofs.
Das Haus hat Anfang des 20. Jahrhunderts seine jetzige Gestalt erhalten und scheint ungenutzt zu sein. Das Forschungszentrum ist offenbar in neueren Gebäuden angesiedelt. Durch die starke Vegetation sieht alles etwas verwunschen aus.
Auf dem Plan, an dem ich irgendwo vorbeikomme, kann man etwa abschätzen, wie groß die Anlage ist. Ich schaffe auch nur einen Teil davon, weil ich damit nicht gerechnet habe. Leider gibt es kein Café, und die gefundenen Maronen und (sehr sauren) Mandarinen sind als Mittagessen nicht unbedingt geeignet.
Der zum Gutshof gehörige Park hat einige künstliche Wasserläufe und Grotten. Aber nach über hundert Jahren sieht das alles gar nicht mehr so künstlich aus. Die Treppenstufen, die hinter den Wasserfall führen vielleicht davon ausgenommen.
Der Terrassentisch besitzt anscheinend eine einteilige Granitplatte als Tischplatte. Es war bestimmt keine leichte Arbeit, die aus dem Steinbruch hierher zu schaffen.
Ich nehme mir auf jeden Fall vor, bevor ich den Heimweg antrete, Lourizán spätestens im Frühjahr nochmal zu besuchen. Dann mit einem Picknick im Gepäck.
Für Freitag ist dafür nochmal schönes Wetter und vor allem Wind zum Segeln angesagt. Das will ich mir nicht entgehen lassen, weswegen ich kurz nach Niedrigwasser die Leinen loswerfe.
Mit dem ersten Tageslicht geht es den Fluß hinab auf die Ría de Pontevedra. Für das nächstesmal: Segeltörn in die Ría de Vigo.