Rías Baixas, Teil 4: Überfahrt in die Ría de Vigo
Am Freitag, den 27.9. steht der potentiell letzte größere Segeltörn auf dem Plan, denn ich tendiere inzwischen dazu, die Wintermonate in der Ría de Vigo zu verbringen. Von Pontevedra aus ist es ein schönes Stück zu segeln und der Wind soll mit NW auch aus einer Richtung wehen, die mir hilft.
Erstmal herrscht aber noch Windstille als ich den Fluß hinabfahre und wieder ohne Probleme mit der Höhe beide Brücken passiere. Nachdem ich die Insel nördlich liegengelassen habe, macht sich der erste leichte Schwell vom Atlantik her bemerkbar. Der wird später noch heftiger werden, denn der starke Wind der letzten Tage hat den Ozean ganz ordentlich aufgewühlt. Wind mit ca. 2 Bft aus WNW kommt gegen halb elf auf und ich setze Genua und Groß, mit denen ich versuche, möglichst hoch an den Wind zu kommen, um meinen Kurs zu halten. Ein anderes Segelboot fährt mir unter Groß und Maschine etwas konfus entgegen, es kommt jedoch zu keiner Kollision. Da es unter französischer Flagge fährt, bin ich wenigstens in der Lage, mit dem Skipper die für den Fall üblichen Höflichkeiten auszutauschen.
Etwa eine Stunde später ist das Cabo Udra erreicht und der Wind hält kurz inne, um anschließend mit 3-4 Bft aus NW ordentlich zuzulegen. Inzwischen macht sich der Schwell mit sicher 2 Meter Welle auch bemerkbar. Zu Mittag fahre ich N der Punta Couso durch eine eklige Kreuzsee, die aus Schwell und den Reflektionen an der Halbinsel entsteht. Immerhin geht es zügig voran!
Um 1300 bin ich schon W des Cabo Home und kann langsam nach Osten abbiegen, wo der Schwell, jetzt im Schutze der Islas Cias auch schnell nachläßt. Der Wind weht jetzt frisch die Hügel hinab, sodaß ich das Groß nicht mehr lange stehenlasse. Mit der Genua alleine komme ich auch noch mit gut vier Knoten voran. Weil es so schön zu segeln ist, beschließe ich, bis Moana durchzufahren. Am Südufer der Ría ist Vigo jetzt nicht zu übersehen. Die Stadt zieht sich über mehrere Meilen entlang und hat entlang der gesamten Seeseite durchgehend Hafenanlagen. Yachten, Fähren, Fischer, Frachter, Kreuzfahrtschiffe und andere teilen sich hier die Infrastruktur. Dementsprechend viel ist hier auch los.
Um kurz nach drei ist die Einfahrt erreicht und nicht lange danach liegt Akka in der ihr zugewiesenen Box.
Am nächsten Tag (Sa) nehme ich die Fähre nach Vigo, um mir die Stadt anzusehen und ein bißchen einzukaufen.
Vigo ist eine sehr interessante und sehr hügelige Stadt. Von hübschen Altstadtsträßchen bis hin zu häßlichen Industrieanlagen kann man hier alles haben. Grün gibt es zwischendrin auch, und einen hohen Hügel mit einer alten Festungsanlage.
Wie steil die Hänge in der Stadt teilweise sind, kann man an manchen Häusern sehen, deren Eingänge in der ersten und dritten Etage liegen.
Das warme und trockene Wetter am Sonntag nutze ich, um eine Wanderung auf den Monte Faro zu unternehmen. Dieser ist mit seinen diversen Antenne von Moana aus gut zu sehen und ich erwarte eine schöne Aussicht von dort oben. Ein Wanderweg beginnt an einer Bachmündung in der Stadt, nicht allzu weit vom Hafen und ich folge ihm nach oben.
Auf dem Weg werden die Spaziergänger immer weniger und als ich die riesige Autobahnbrücke unterquere bin ich schon allein unterwegs.
Auch hier zeigt sich überall die tolle Vegetation, die das warme und recht regenreiche Klima ermöglicht.
Mit dem gewählten Wanderweg habe ich zufällig einen ganz besonderen gefunden. Über zwanzig alte Mühlen liegen an dem Bach, teilweise sehr verfallen und komplett überwachsen, teilweise noch in recht gutem Zustand.
Die Mühlen werden anders als die meisten deutschen Mühlen, die ich kenne, nicht durch ein ober- oder unterschlächtiges Mühlrad mit horizontaler Welle sondern durch eine Art Pelton-Turbine mit vertikaler Welle angetrieben. Vielleicht war es damals schon wichtig, die Mühlen besonders einfach regeln zu können, aber man hat sich damit den Nachteil der aufwendigeren Laufräder aus Metall eingehandelt.
Neben der üppigen Flora zeigt sich heute auch die Fauna von ihrer interessanten Seite. Neben besonders bunten Raupen gibt es hier auch Pferde, die wild im Wald zu leben scheinen. Die Raupe schert sich nicht besonders um meine Anwesenheit, aber die Pferde haben kein Interesse an mir und nehmen schnell reißaus.
Etwas mehr als zwei Stunden brauche ich für die rund 600 Höhenmeter auf den Berg. Die Aussicht von dort ist phänomenal! Bis in die Zufahrt zur Ría de Arousa kann man nach Norden sehen. Im Süden wird die Sicht erst durch die Berge, die schon auf portugiesischer Seite stehen müssen, begrenzt.
Die Handykamera gibt die Aussicht natürlich nicht so gut wieder, wie sie sich in echt darstellt. Vom Nachbarberg aus nochmal ein schöner Blick auf Vigo von Norden aus.
Und nach einem teilweise etwas anstrengenden Abstieg durch unwegsames Gelände, inzwischen auf wieder befestigten Wegen, eine schöne Aussicht auf Moana und die Nachbarorte, mit der Ría und den Muschelflößen im Hintergrund.
Für die nächsten Tage ist das Wetter etwas schlechter vorhergesagt, was ich zum Anlaß nehme, auf meiner Suche nach einem Winterquartier zur Marina "Punta Lagoa" überzusetzen. Ich verlasse daher Moana für's Erste am letzten Tag im September auf Südkurs. Dies und mehr jedoch beim nächstenmal...