Segeln mit Akka

Rías Baixas, Teil 6: Baiona und Winterliegeplatz

Am 22. Oktober nutze ich das schöne Wetter für einen Ausflug mit Akka nach Baiona. Die Stadt, am südwestlichen Eingang zur Ría gelegen, war der Ort, der am 1. März 1493 als erster die Kunde von der Landung der Kolumbusflotte in Amerika hörte, als die Pinta hier vor Anker ging. Die Stadt soll aber auch sonst ganz sehenswert sein, nicht zuletzt durch die große Festung am Eingang des Hafens. Der Wind weht aus NE und ich komme mit der Genua ganz gut voran, nachdem ich die Ría gequert habe. Richtung Westen wird der Schwell vom Atlantik stärker, aber die Wellen sind lang, deswegen ist das nicht besonders unangenehm. Die Brandung, die auf die vorgelagerten Illas Estelas und ihre Felsen trifft, ist allerdings heftig. Daher nehme ich lieber den Umweg außenrum in Kauf anstatt durch die Passage zwischen der Illa a Estela do Dentro und dem Festland zu fahren, die nicht besonders breit und etwas unklar betonnt ist. Der Wind hat praktischerweise etwas mehr auf Nord gedreht, sodaß ich bequem am Wind das letzte Stück zum Hafen segeln kann. Das alles bei strahlendem Sonnenschein wohlgemerkt. Das Castello ist vor der hellen Sonne etwas schwer zu erkennen bis ich in der Bucht angekommen bin.
IMG_20241022_143901_Castello vom Meer Im Stadthafen ist reichlich Platz und ich suche mir einen Liegeplatz etwas außerhalb, wo es zwar etwas weiter zum Ufer zu laufen ist, aber weniger Trubel herrscht. Das Hafenbüro ist noch geschlossen, also mache ich erst einen Spaziergang um das Castello, um das Tageslicht noch zu nutzen. Auf dem Weg dorthin liegt ein Nachbau der Pinta, der besichtigt werden kann. Erstaunlich, wie man auf einem so kleinen Schiff drei Masten unterbringen kann. Und noch erstaunlicher, daß man mit so etwas über den Atlantik fahren kann. Dann doch lieber mit einer Hurley 22, wenn man unbedingt muß...
IMG_20241022_155855_Boegen Das Castello (eigentlich Fortaleza de Monte do Boi) ist eine sehr beeindruckende Anlage und gut erhalten. Nicht zuletzt vermutlich, weil die Anlage als Hotel genutzt wird und deswegen auch nicht ohne weiteres zugänglich ist.
IMG_20241022_160255_Castello Mauern
IMG_20241022_161855_Tuermchen
IMG_20241022_163005_Castello Kueste Nachdem ich schließlich auch einen Teil der Stadt gesehen und im Hafen eingecheckt habe, ist schon fast Sonnenuntergang. Die Gelegenheit, mal keinen Berg vor der Sonne zu haben, muß natürlich genutzt werden.
IMG_20241022_193957_Sonnenuntergang Auf dem Rückweg biege ich in den kleinen Gassen der Altstadt irgendwo falsch ab und es geht plötzlich ein ganzes Stück den Berg hoch. Dafür werde ich mit einem schönen Ausblick über Hafen und Festung belohnt.
IMG_20241022_200546_Hafen Nacht Am nächsten Vormittag mache ich noch einen Spaziergang zum Miradoiro (Aussichtspunkt) der Virxe da Rocha, der riesigen Steinstatue, die von dort aufs Meer blickt. Auf dem Weg dorthin sieht man die Brandung auf die Felsen scheppern, die hier ungebremst vom Atlantik ankommt. Die Illas Cíes, die die Ría de Vigo schützen, gehen nicht so weit nach Süden und bieten hier keinen Schutz.
IMG_20241023_103555_Brandung Vom Aussichtspunkt nach kann man im Norden die genannten drei Illas Cíes sehen, vor denen etwas weiter östlich Frachtschiffe auf Reede liegen. Die Landzunge rechts davon ist die Halbinsel Morrazo, die die Rías von Pontevedra und Vigo trennt. Die felsigen Inselchen im Vordergrund sind die vorher angesprochenen Illas Estelas mit der bewaldeten Halbinsel ganz rechts die schon zum Festland von Vigo gehört. Auf dem Rückweg werde ich die Passage dort hindurch nehmen.
IMG_20241023_104632_Inseln Für heute ist nicht besonders viel Wind angesagt, deswegen freue ich mich, daß dennoch ein anständiger Ostwind weht als ich ablege. Ich belasse es bei der Genua und Akka macht locker 5 Knoten nach Norden.
IMG_20241023_113857_Abfahrt Blick zurueck Umso fassungsloser muß ich wenige Minuten später beobachten, wie der Wind nicht nur nachläßt sondern komplett einschäft. Vielleicht eine Meile weit bin ich gekommen und die Genua hängt schlaff herunter und ich frage mich, was ich übersehen habe. Es ist aber nicht zu ändern, also werfe ich den Tohatsu wieder an, rolle die Genua ein und richte den Buge auf die Durchfahrt zwischen der Insel und dem Festland.
IMG_20241023_115406_Motoren Ohne Wind und bei schönstem Sonnenschein fahren wir Cangas entgegen, um uns im Winterlager einzurichten. Auf dem Weg dahin begegnen wir dem Vollschiff Sørlandet aus Norwegen. Ein prächtiger Anblick, leider jedoch etwas zu weit weg, um Bilder zu machen. Offenbar ist nicht viel Mannschaft an Bord, denn es wird ein Segel nach dem anderen gesetzt und das dauert...
Cangas ist am frühen Nachmittag erreicht und ich werde direkt in meine Box für den Winter gelotst. Netterweise liegen hier schon dicke Festmacherleinen bereit, die mein Vormieter wohl zurückgelassen hat. Ich nutze den sonnigen Nachmittag, um die Segel abzuschlagen und sauber zu falten solange sie trocken sind. Für die nächsten Tage ist etwas Regen angesagt.
IMG_20241023_162153_Segel einpacken In Galizien sind Regen und Sonne nie weit auseinander, deswegen gibt es hier häufig prächtige Regenbögen.
IMG_20241025_101406_Cangas Regenbogen Das etwas nasse Wetter hilft natürlich, mich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren, der ich in den nächsten Monaten wieder vermehrt nachgehen werde. Von kürzeren und längeren Wanderungen und anderen Ausflügen wird mich das natürlich nicht abhalten und von diesen soll an dieser Stelle auch von Zeit zu Zeit berichtet werden. Vielleicht auch mal mit dem einen oder anderen kurzen Segeltörn, aber nach rund 1300 Meilen in dieser Saison ist letzeres nicht mehr so dringend...
IMG_20241026_145520_Cangas Bucht