Segeln mit Akka

The leaving of Cangas

So, fare thee well, usw. Es war sehr schön, den Winter in Cangas zu verbringen, wo ich zwar viel Regen abbekommen habe, aber auch viel Sonne, und nur selten frieren mußte. Ich bereue es nicht, Portugal und Südspanien erst einmal verpaßt zu haben. Bei der nächsten Reise kann ich das immer noch nachholen.
Als erstes will ich mich angemessen von der Ría de Vigo verabschieden und mache mich auf den Weg nach Osten zur Ensanada de San Simón. Etwas komisch ist es schon, den gewohnten Hafen zu verlassen.
IMG_20250301_120714_Blick zurück
Viel Zeit, darüber nachzudenken, bleibt aber nicht, denn bei dem schönen Wetter und nicht ganz wenig Wind ist einiges los auf dem Wasser und ich muß mich um Segel und Verkehr kümmern. Zwischen Fischern, Segelbooten und Fähren kreuze ich die Ría hoch. Etwas Ebbstrom verlangsamt die Fahrt und ich muß erstmal richtig trimmen, damit es vernünftig vorangeht. Aber Segeln ist wie Fahrradfahren - beides ist sehr schwer auf dem Wasser.
Etwas nordöstlich des Monte da Guia packe ich die Segel wieder ein, denn hier wird es etwas zu schmal zum Kreuzen. Unter Motor geht es unter der großen Brücke hindurch in die Bucht von San Simón.
IMG_20250301_150554_Brücke von Rade
Bei dem frischen Nordostwind ist mein bevorzugter Ankerplatz im Süden der Bucht nicht gut geeignet, denn es baut sich bis dorthin eine kurze steile See auf - nicht besonders komfortabel. Besser liege ich zwischen der Insel San Simón und der Ortschaft San Pedro vor dem großen Strand. Besonders sommerlich ist es noch nicht, aber abends schläft der Wind ein und es gibt einen schönen Sonnenuntergang, der die Ponte de Rande gut in Szene setzt.
IMG_20250301_192130_Bruecke Sonnenuntergang
Am nächsten Tag (Sonntag, den 02.03.) habe ich es nicht besonders eilig mit der Abfahrt. Bis zur Ensenada de Liméns ist es nicht weit und ich habe Rückenwind, also ist heute kein Kreuzen angesagt. Gegen Mittag hole ich mit etwas Mühe den Anker auf, der sich gut eingegraben hat. An den Viveiros, den großen Muschelflößen, vorbei geht es wieder unter der Brücke hindurch.
IMG_20250302_125450_Viveiros
Eigentlich war der Plan, unter Segel am Liegeplatz der Gorch Fock vorbeizufahren, aber im Lee hinter dem Monte da Guia ist kaum noch Wind. Außerdem ist hier am Real Club Nautico de Vigo auch einiges an Verkehr und da möchte ich nicht zu lange verweilen. Unter Motor geht es am Vereins- und Fährhafen vorbei, und nachdem ich einen Frachter vorbeigelassen habe, wechsle ich auf die Nordseite der Ría, um noch einen Blick auf Cangas zu werfen.
IMG_20250302_154406_Rote Bake bei Cangas
Von der roten Bake aus ist es nicht mehr weit bis zu Ensenada de Liméns, doch dort liegen schon einige Boote vor Anker. Ich gehe davon aus, daß von denen keiner dort übernachten wird, aber die Bucht ist relativ klein und hat ein paar garstige Felsen, deswegen fahre ich weiter zum großen Strand Playa de Barra. Hier werfe ich meinen Anker etwa in der Mitte (offenbar heißt der Abschnitt hier Playa de Area Meán).
IMG_20250302_164227_Playa de Barra
Zu meiner Freude kommen abends einige Delphine in die Bucht. Es sind bestimmt zehn Tiere, die sich offensichtlich hier vergnügen. An den ankernden Booten sind sie nicht sonderlich interessiert, deswegen gibt es nur ein Bild aus der Ferne.
DSC00901_Springender Delphin
Solange der Wind aus Nordost weht, liegt Akka mit dem Heck in Richtung des Schwells, der aus dem Atlantik heranrollt. Die Wellen sind nicht besonders hoch, aber genug, daß ein paar Leute sie zum Surfen nutzen. Als abends der Wind einschläft, dreht Akka sich leider quer zu den Wellen, was zu einer schaukeligen und nicht sehr erholsamen Nacht führt. Deswegen warte ich am nächsten Morgen auch nicht lange mit der Abfahrt. Bis Aldán ist es in Luftlinie nicht weit, nur ein paar Kilometer, aber ich muß einmal komplett den Zipfel der Halbinsel Morazzo umrunden, was die Strecke deutlich verlängert. Es scheint in der Höhe sehr windig zu sein, denn es bilden sich über den galizischen Hügeln schöne Lentis (Altocumulus lenticularis).
IMG_20250303_120604_Lentis
Erst geht es langsam voran, aber ich setze zunächst nur die Fock, denn sobald ich aus dem Lee der Hügel herauskomme, sollte es auffrischen. Einige Böen lassen das schon vorhersehen. Südlich der Punta de Subrido, dem südlichsten Punkt der Halbinsel, wird der Wind durch den Kapeffekt ganz ordentlich beschleunigt. Ein erster Blick auf den Atlantik öffnet sich hier zwischen der nördlichsten der Islas Ciés und den beiden Puntas der Halbinsel.
IMG_20250303_123240_Blick auf Atlantik
Hier wird das Segeln etwas kompliziert, denn der Wind ist im Lee der steilen Küste in Stärke und Richtung sehr unbeständig. Außerdem ist die See hier, wie schon bei der Anreise, sehr konfus, obwohl der Schwell nicht besonders hoch ist. Dennoch brechen sich die Wellen auf den vielen Felsen in imposanter Weise mit einer entsprechenden Geräuschkulisse. Die vielen Fischer mit ihren kleinen offenen Booten scheint das nicht weiter zu stören.
Nachdem ich die Punte Robaleira umrundet habe und auf Nordkurs gehe, schläft der Wind erst kurz ein und kommt mir dann genau entgegen. Für das kurze Stück nach Norden nutze ich erst den Motor, aber schnell baut sich eine unangenehme See auf, die ordentlich bremst. Deswegen falle ich nach Westen ab und rolle die Fock aus, aber mit etwas Abstand zur Küste dreht der Wind, sodaß ich kaum noch Weg nach Norden mache. Ärgerlich, aber dann geht es eben doch unter Motor weiter. Es dauert noch ein halbes Stündchen und dann ist die Punta de Couso, die ebenfalls von konfuser See umgeben ist, umrundet und ich biege in die Ría de Aldan ein.
Das Wasser beruhigt sich bald und ich fahre im Lee der Hügel im Osten zu meiner ersten Ankerbucht auf der Ostseite. Laut Revierführer ist die Westseite zwar die besser geschützte, aber bei Ostwind ist mir das so lieber. Der zuverlässige Bruce-Anker fällt in ca. 5 m tiefes, klares Wasser und ich kann sehen, daß er sich gut eingräbt. Im Lee der Steilküste ist fast windstill, bis auf ein paar Böen, die den Weg hierher finden.
IMG_20250303_145931_Aldan erste Bucht
Ein herrlicher Sonnenuntergang läutet eine wiederum etwas unruhige Nacht ein, denn tatsächlich setzt etwas Schwell vom Atlantik bis in die Bucht.
IMG_20250303_193200_Sonnenuntergang
Am nächsten Morgen fahre ich daher die knappe Meile zum Playa de Arneles, die fast am südlichsten Ende der Ría liegt und durch einige Viveiros gut geschützt ist.
IMG_20250304_144838_Aldan zweite Bucht Akka
Hier ist das Wasser wirklich ruhig und der Wind ist heute auch fast still, sodaß es in der Sonne richtig warm wird. Ich nutze das schöne Wetter daher, um vom Dinghy aus einmal ringsherum die Wasserlinie zu schrubben. Zum Schwimmen ist mir das Wasser doch noch zu kalt. Nach getaner Arbeit paddele ich an Land, um die Hügel auf dem nördlichen Zipfel der Halbinsel zu erwandern. Von Cangas aus war mir das etwas zu weit. Das Dinghy muß ich ein gutes Stück den Strand hochtragen, damit die Flut es nicht erreicht.
IMG_20250304_144913_Aldan Dinghy
Die Gegend hier ist ganz ähnlich zu der bei Cangas, aber heute, an einem Wochentag, ist niemand außer mir unterwegs und im Wald ist es sehr still. Nach ein paar Höhenmetern werde ich schon durch schöne Aussichten auf die Ría de Aldan belohnt.
IMG_20250304_151134_Ria de Aldan
Hier ziehen sich alte Granitmauern durch den Wald und die Wege sind mit riesigen Granitsteinen gepflastert. Die Mauern scheinen heute keinen eindeutigen Zweck mehr zu besitzen und sind häufig etwas verfallen und kräftig bewachsen.
IMG_20250304_151912_Alte Mauer
Als Bäume wachsen hier hauptsächlich Eukalyptusbäume, die für die Herstellung von Fenstern und Türen verwendet werden. Die sich permanent abschälende Rinde, Zweige und viele Blätter liegen überall herum. In den Pfützen kann man sehen, daß die Bäume recht ölhaltig sind. Das sorgt bei Trockenheit für ideale Bedingungen für Waldbrände, weswegen hier teilweise auch breite Schneisen anzutreffen sind, die die Ausbreitung verhindern sollen.
IMG_20250304_161708_Eukalytpus
Vom Alto da Poza do Sal, dem höchsten Berg in der Ecke, hat man einen gigantischen Blick über die Ría de Aldán, die Islas Ciés und in die Ría de Vigo. Hier die Playa de Barra, wo ich am Sonntag geankert habe.
DSC00933_2025-03-04_Playa Barra vom Berg
Ein Blick zurück Richtung Vigo und Cangas: DSC00938_2025-03-04_Blick zurueck nach Vigo
Und nach Norden: IMG_20250304_154201_Blick nach Norden
Nach einem kurzen Picknick mache ich mich wieder an den Abstieg. Openstreetmap hilft mir wie üblich, den besten Weg zu finden. Inzwischen bin ich recht geübt darin, zu erkennen, welche Wege taugen und welche man lieber ausläßt.
Kurz vor dem Strand sehe ich Akka wieder in der sonnigen Bucht liegen.
DSC00946_2025-03-04_Akka
Am nächsten Morgen lasse ich den schönen Ankerplatz, Aldán und die alte Fabrik zurück und mache mich wieder auf den Weg.
DSC00920_2025-03-04_Alte Fabrik
Für den Nachmittag ist etwas Regen angesagt und die nächsten Tage sollen durchwachsen werden. Aus Komfortgründen und weil ich unbedingt nochmal nach Lourizán möchte, ist mein Ziel für heute Pontevedra. Im nächsten Artikel dann mehr dazu...
IMG_20250305_094046_Abfahrt aus Aldan