Segeln mit Akka

Urlaub in Fécamp

Der von W. gesponsorte Pinnenpilot ist bestellt und soll Freitag eintreffen. Man darf gespannt sein. Die Mitarbeiter des Ladens in Fécamp sind auf jeden Fall sehr bemüht und hilfsbereit - hier kaufe ich gerne ein. Und in Fécamp und Umgebung kann man sich gut die Zeit vertreiben.
Als erstes muß man sich Überblick verschaffen, also wird das Cap Fagnet bestiegen, das direkt auf der Nordseite des Hafens liegt. Hier wurde im zweiten Weltkrieg eine große Radaranlage zumindest teilweise aufgebaut und betrieben. In deren Umfeld wurden haufenweise weitere Bunker und sogar ein in den Berg getriebenes Krankenhaus gebaut.
IMG_20240723_162828_Bunker_Berg Die Sicht von oben auf die Stadt ist ausgezeichnet.
IMG_20240723_163300_Fecamp_Kreuz Abends mache ich noch einen Spaziergang auf die Mole, um mir die alte Holzkonstruktion und den gemauerten Teil weiter außen näher anzusehen. Es ist zwar wenig Seegang, aber die Kraft der Wellen ist auch jetzt schon beeindruckend.
IMG_20240723_215449_Fecamp_Mole Mittwoch nutze ich, um einen Abstecher per Bus nach Etretat zu machen. Der Ort ist nur eine halbe Stunde mit dem Bus westlich von Fécamp und liegt ebenso in einem Tal zwischen hohen Klippen.
IMG_20240724_115748_Etretat Schließlich lese ich gerade "L'Aiguille Creuse" und möchte mir die Gegend und vor allem die große Felsnadel mal aus der Nähe ansehen. In den über 100 Jahren seit das Buch geschrieben wurde, ist der Fels zwar etwas weiter verwittert, aber es ist immer noch erstaunlich, welche Formen dort entstanden sind. Neben der Aiguille gibt es auch drei Felstore um Etretat, unter denen man teilweise auch, bei Hochwasser, hindurchfahren kann. Einige Kayakfahrer und mehrere Touristenschlauchboote sind fleißig dabei.
IMG_20240724_120638_Aiguille Leider ist der Ort bei dem erstklassigen Wetter und in der jetzigen Hochsaison von Touristen völlig überlaufen, die zu allem Überfluß auch meinen, mit dem Auto bis ans Rathaus fahren zu müssen. Deswegen mache ich lieber einen Spaziergang auf den Klippen im Süden und anschließend etwas weiter im Land zurück, bis der Bus zurück nach Fécamp fährt.
Am nächsten Tag ist das Wetter nicht so schön, weswegen ich das Fischereimuseum besuche. Hier wird auch die Stadtgeschichte erzählt, die natürlich eng mit der Fischerei verwoben ist. Fécamp ist allerdings auch als Handelshafen und natürlich Seebad ein wichtiger Standort.
Ende des 19. Jahrhunderts hat dort ein findiger Spirituosenhersteller das Palais Bénédectine bauen lassen, das heutzutage immer noch als Destille dient und auch ein Kunstmuseum beherbergt. Der Bau ist eindrucksvoll, aber völlig mit Verzierungen überladen. Connie Willis hätte sicher ihre Freude daran, wenn eine ihrer Geschichten in Fécamp statt in England spielen würde.
IMG_20240724_203007_Palais_Hof
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Interessanterweise ist die erste Version des Palais kurz nach dem Bau einer Brandstiftung zum Opfer gefallen. Man kann mutmaßen, daß das ästhetische Empfinden mancher Anwohner mit dem des Bauherrn nicht kompatibel war.
IMG_20240724_203515_Palais Haus Als letzten größeren Ausflug bevor es weitergeht (der Pinnenpilot ist da und funktioniert!), wandere ich über die Hügel nach Westen nach Yport. Dieser winzige Ort liegt wie die anderen in einem Tal und hat eine hübsche Promenade an die sich unmittelbar die Klippen anschließen. Wenn man in den Ort hinabsteigt bietet sich ein toller Blick über die alten Dächer.
IMG_20240727_113315_Yport Zurück nehme ich den Weg am Wasser entlang. Es ist gerade Niedrigwasser und selbst wenn ich langsam vorankommen sollte, habe ich genügend Zeit bis die nächste Flut den Strand überflutet - damit sollte man an diesem Küstenabschnitt durchaus rechnen, auch in der Nippzeit. Tatsächlich ist das Gehen auf den rundgespülten Kieseln nicht besonders einfach und ich brauche eine Weile bis ich herausgefunden habe, auf welcher Größe es sich am besten laufen läßt. Zu nah an den Klippen möchte ich auch nicht laufen, denn an einigen Stellen liegen die Überreste der letzten abgebrochenen Felsen.
IMG_20240727_115552_Niedrigwasserstrand Auf der freigelegten Kreide haben sich Unmengen von Schnecken angesiedelt. Die Möwen sammeln sich dazwischen ihr Mittagessen. Ich verzichte, obwohl die Schnecken nach meinen Recherchen durchaus eßbar sind.
IMG_20240727_115549_Schnecken Aus einer Klippe entspringt auf etwas einem Drittel der Höhe eine Quelle unterhalb derer sich ein hübscher Wasserfall gebildet hat. Das Wasser versickert am Strand nach wenigen Metern zwischen den Kieseln, sodaß man keine nassen Füße bekommt.
IMG_20240727_121430_Wasserfall Ich habe zwischenzeitlich genug vom Laufen auf den Kieseln und nehme eine Treppe, die durch ein enges Tal wieder nach oben führt. Diese Treppe ist der Zugang zu einem sehr kleinen Dorf, bzw. dessen Zugang zum Strand und dient gleichzeitig als Befestigung für die Entwässerung im Falle starker Regenfälle.
IMG_20240727_122146_Treppe Nachdem für den nächsten Tag wenig Wind vorhergesagt ist, das heißt zwar West, wie immer, aber zumindest so, daß man eine Chance hat, voranzukommen, mache ich abends noch die Planung für die Überfahrt nach St.-Vaast-La-Houge. Mit 66 NM ist das eine ordentliche Strecke, aber ich muß mich langsam sputen, wenn ich vor Mitte August in Brest ankommen will (und der fast ständige Schwell im Hafen nervt langsam). Nächstesmal also: Überquerung der Baie de Seine.
IMG_20240728_060636_Abfahrt