Segeln mit Akka

Vilagarcía nach Muros

Am Donnerstag, den 3. April ist gutes Wetter vorhergesagt. Als ich um 10 Uhr in Vilagarcía de Arousa mit Ziel Muros ablege, ist es noch bewölkt mit 3-4 Beaufort aus SE. Den kleinen Teil des Nationalparks der Atlantikinseln, der hier aus der Illa Cortegada und ein paar kleineren Inseln gebildet wird, passiere ich im Süden. Genua und Groß im zweiten Reff bescheren flottes Segeln im hier noch ruhigen Wasser.
IMG_20250403_111044_Segeln bei O Grove
Zu Mittag fahre ich zwischen der Illa Rua und der Illa Guidoira Pedregrosa hindurch. Hier wird das Fahrwasser etwas weiter und ich kann schon die Einfahrt zum Canal de Sagres erkennen. Glücklicherweise war das Wetter bei der Hinfahrt sehr ruhig, sodaß ich die Strecke schon kenne und auch bei dem jetzt etwas ruppigeren Seegang keine Bedenken habe. Die Sicht ist zumindest erstklassig. Die Einfahrt erreiche ich um 13 Uhr; vorher habe ich das Groß noch ausgerefft, denn der Wind wird langsam schwächer.
IMG_20250403_130437_Einfahrt zum Canal de Sagres
Der Canal de Sagres liegt nördlich der Illa de Sálvora und hat zwei schmale Stellen. Die im Osten ist eine Durchfahrt zwischen ein paar einzelnen Felsen im Süden und einer Kette aus Felsen im Norden. Die westliche Strecke ist deutlich schmaler und geht entlang einer ganzen Reihe von Felsen, die zu einem guten Teil unter Wasser liegen. Dadurch daß vom Atlantik etwas Schwell herankommt, der an den Inseln, Felsen und dem Festland vielfältig reflektiert wird, ist der Seegang hier deutlich lebhafter als vorher. Zudem schläft der Wind langsam ein, was bei dem Raumschotskurs besonders ärgerlich ist. Der kleine Tohatsu übernimmt also und das Groß wird mitschiffs geholt, die Genua eingerollt. Auf diese Weise passieren wir problemlos die westliche Ausfahrt. Auf den Bildern sieht das Wasser ganz beschaulich aus, aber selbst ein Fischerboot auf Gegenkurs tanzt ordentlich. Die Brandung markiert immerhin auch die überspülten Felsen, die bei ruhiger See unsichtbar wären.
IMG_20250403_133032_Felsen im Canal de Sagres
Nach dem Canal de Sagres sind die Wellen wieder etwas geordneter, aber immer noch recht hoch. Ich lasse das Cabo Corrubedo an Steuerbord zurück, nehme mir aber fest vor, irgendwann noch einmal vorbeizuschauen. Südöstlich von der Stadt Corrubedo liegt nämlich ein sehr imposanter Strand, der sich über mehrere Kilometer erstreckt und eine interessante Lagune dahinter hat. Bei ruhigem Wetter oder nordöstlichen Winden sollte man dort auch angenehm ankern können. Für mich geht es aber erst einmal weiter nach Norden und ich habe reichlich Gelegenheit, die Gebirgskette im Osten zu betrachten.
IMG_20250403_151255_Gebirgskette
Auf dem Weg sind noch ein paar Flachs zu umfahren, die jedoch auch durch die Brandung gut gekennzeichnet sind. Gegen halb fünf fahre ich langsam in die Ría de Muros ein und passiere von weitem die Punta Queixal. Dahinter liegt die Ensanada de San Francisco mit dem gleichnamigen Ort, vor dem ich im letzten Sommer geankert habe. Diesmal geht es noch eine Bucht weiter.
IMG_20250403_163707_San Francisco von Weitem
Um halb sechs passiere ich den Leuchtturm von Muros (Faro de Rebordino) und kann nun die Stadt sehen.
IMG_20250403_172607_Bucht von Muros
Eine halbe Stunde später mache ich Akka mit Hilfe von Hafenmeister Pedro fest, der mir den am besten geschützten Platz zeigt und sich anschließend viel Zeit nimmt, mir die ganzen Einrichtungen zu zeigen und Tips für die Umgebung zu geben. Sehr aufmerksam! Der Liegeplatz ist für Akka natürlich viel zu groß, aber es noch nicht viel los hier. Ich bin einer von vielleicht drei Gästen im Hafen.
IMG_20250403_184737_Klein Akka neben Dickschiffen
Obwohl der Hafen schon recht geschützt hinter einer Landzunge liegt und eine gute Mole besitzt, liegt vor der Einfahrt zur Marina noch ein schwimmender Wellenbrecher, wie sie an der Küste hier recht verbreitet sind. Dieser wird gleichzeitig von den vielen lokalen Fischern und Muschelzüchtern als Lager verwendet.
IMG_20250403_201717_Wellenbrecher und Lager
Muros ist ein herrlicher kleiner Ort. Dadurch daß die Atlantik-Autobahn diesen Teil Galiziens noch nicht erreicht und auch die Schnellstraße nicht bis hierher geht, ist Muros etwas abgeschieden. Trotzdem ist der Ort nicht ganz klein. Hier gibt es die üblichen kleinen Läden, wo man alles bekommen kann, was man im Haushalt gebrauchen kann, Bäcker, einen Markt, einen Waschsalon, und ein Stück die Küste entlang auch einen Supermarkt. Die üblichen unzähligen Restaurants, Bars und Cafés sind selbstverständlich auch vorhanden. Die Altstadt ist ausgezeichnet erhalten und absolut sehenswert. Das Umland ist abwechslungsreich mit Steilküsten, Stränden, Wald und offener Landschaft. Gerade jetzt im fortgeschrittenen Frühling blüht hier allerhand - noch mehr als es sowieso das ganze Jahr über in Galizien tut. Muros alleine ist schon eine Reise nach Galizien wert!
Am Tag nach der Ankunft muß ich mir als erstes die alte Gezeitenmühle ansehen. Das Bauwerk hatte ich schon bei der Anfahrt gesehen, aber ich mußte erst recherchieren, worum es sich handelt.
IMG_20250404_112353_Wassermuehle gesamt
Die Gezeitenmühle arbeitet mit Wasserkraft: Ein niedriger Damm ist quer über die schmale Flußmündung gebaut und kann nach Bedarf geöffnet oder geschlossen werden. Bei Flut füllt sich das Becken hinter dem Damm (der Fluß hilft natürlich dabei) und bei Hochwasser werden die Tore geschlossen. Sobald das Wasser ausreichend gefallen ist, steht genügend Fallhöhe für den Antrieb der Mühle zur Verfügung. In Muros konnte eine ganze Reihe an Mahlgängen gleichzeitig betrieben werden, was offenbar für einigen Wohlstand gesorgt hat.
IMG_20250404_112635_Gezeitenmühle
Die drei Tage nach der Ankunft nutze ich, um die Gegend ausgiebig zu erwandern. Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber ich muß ja irgendwann auch wieder nach Deutschland. Hier zunächst ein paar Eindrücke von Muros selbst.
Die Kirche ist hübsch und erstaunlich groß für den Ort.
IMG_20250404_145527_Vegetation und Kirchturm
Hier ein Blick auf den Hafen von Süden in die Bucht hinein. Dort kann man auch recht geschützt ankern.
IMG_20250404_145944_Hafen Bucht und Strand
Derzeit blüht besonders der Ginster (glaube ich), und nach Regenschauern sind die Pfützen mit gelben Pollen bedeckt. Akkas Solarzellen muß ich auch täglich abwischen (sofern der Regen ausbleibt). Auf dem Weg nach San Francisco brauche ich meine Sonnenbrille allein schon wegen der gelben Blüte, die ganze Berghänge überzieht.
IMG_20250404_150943_Gelbe Buesche
IMG_20250404_151856_Ensanada de San Francisco
IMG_20250405_145948_Kueste
San Francisco hat einen herrlichen Sandstrand und ist nochmal etwas abgeschiedener als Muros. Jetzt außerhalb der Saison ist hier nichts los. Erstaunlich irgendwie, denn es ist warm und sonnig. Das Wasser wird im Sommer vielleicht ein paar Grad wärmer, aber nie wirklich warm.
IMG_20250404_153320_Playa de San Francisco
San Francisco hat auch ein altes Kloster, das Convento de San Francisco do Rial, in dessen Klostergarten nun ein hübscher Campingplatz liegt, der aber noch geschlossen hat. Am Berghang hinter dem Kloster findet sich ein alter Kreuzweg, der früher fleißig genutzt wurde und nicht ganz unbeschwerlich ist. Aber das muß wohl so sein, auch ohne Kreuz.
IMG_20250404_155145_Kloster San Francisco
IMG_20250404_155908_San Francisco von oben
An den Kreuzweg anschließend soll sich ein Wanderweg befinden, der über den Hügel führt und mich dann zu einem Waldweg nach Muros zurück bringen soll. Dazu muß ich aber ein ganzes Stück über große Felsen klettern, ein bißchen in Eile, denn vom Atlantik her zieht ein heftiger Schauer heran. Zum Glück schaffe ich es vor dem Schauer, das schwierige Stück zu überwinden und warte im Schutze einer Felswand ab bis der heftige Regen durch ist. Der Schirm, den T. mir in München mitgegeben hat, kann endlich zeigen, was er kann!
IMG_20250404_161214_regen
Danach ist die ganze Gegend erstmal naß, aber es ist immer noch warm, deswegen stört das nicht besonders.
IMG_20250404_162653_Waldweg nach Regenschauer
Zufällig treffe ich unterwegs mal wieder auf Petroglificos, die alten Felszeichnungen. Diese hier sind sehr deutlich zu erkennen.
IMG_20250404_164118_Petroglificos
Der weitere Weg müßte mal wieder gemäht werden, aber ich bin vermutlich ohnehin der einzige Tourist, der in diesen Wochen hier vorbeikommt, und meine Schuhe sind bisher auch noch wasserdicht. Teilweise ist es allerdings nicht ganz einfach zwischen Pfad und Bach zu unterscheiden.
IMG_20250404_164830_Wanderweg ueberwuchert
Bald bin ich wieder zurück in Muros und finde ein paar weitere hübsche Ecken der Stadt.
IMG_20250404_172755_Strasse in Muros
IMG_20250405_160331_Weg in Muros
Am Sonntag möchte ich einen Blick in die Ría de Corcubion werfen, die nördlich von Muros liegt. Nachdem ich die Bergkette überquert habe, kommt die Bucht und der Strand von Carnota in Sicht.
IMG_20250406_130131_Ria de Corcubion
Ein herrlicher Ausblick von einer versteckten Stelle, die ich nur finde, weil ein Schild den Abstieg vom Waldweg zu ein paar Petroglificos zeigt. Die alten Galizier haben ihre Zeichnungen immer an den schönsten Stellen angelegt, deswegen lohnt es sich, den Wegweisern zu folgen.
IMG_20250406_130204_Petroglifos
Etwas weiter im Südwesten kommt schließlich der Monte Louro bzw. Pico da Garita in Sicht. An der Atlantikseite gibt es auch einen tollen Strand mit Lagune dahinter. Beide muß ich mir für den nächsten Besuch vormerken.
IMG_20250406_142958_Mt Louro mit Lagune
Beim Abstieg nach Muros mache ich noch ein Bild von der Bucht mit der Mühle an der Flußmündung.
IMG_20250406_152211_Bucht von Muros
Abends bezahle ich die Rechnung für den Hafen (sehr erträgliche 10 EUR pro Nacht!) und verabschiede mich von Pedro. Für Montag sollen Wetter und Seegang und sogar die Strömung vorteilhaft sein, um das Cabo Fisterra nach Norden zu umrunden. La próxima vez: Das erste große Cap der Rückreise.
IMG_20250406_231306_Hafen bei Nacht